Natürlich hatten wir erst einmal viel zu tun: Einkaufen, dann die Segel aufs Deck hinausschaffen damit wir Platz hatten um die Koffer zu verstauen. Dann musste ein Schlafplatz für Gwendolyn geschaffen werden und ihre Kleider irgendwo verstaut. Wir hängten ihre rosa Hängematte in der Kabine auf. Mit einem weissen Moskitonetz darüber sieht sie nun aus, wie ein schwebendes Himmelbettchen. Ihre Kleider, wie unsere, kamen in Plastikbeutel und wurden in Kästchen und unter Matratzen versorgt. Noch die Werkzeuge für Babybrei in der Galley verstaut und schon konnte ich zwei Reisetaschen in der Segellast deponieren. Bis dahin hatte Reto schon das erste Segel geriggt.
Bei einem Shoppingtrip ins Städtchen trafen wir auf einen jungen Mann, der einen riesigen Rucksack dabei hatte und auf die andere Seite des Hafens, nach Stocking Island wollte. Wir konnten ihn zwar nicht mitnehmen, aber Reto plauderte mit dem Bootstopper bis ich eingekauft hatte. Dylan suchte jemanden der nach Nassau fuhr und ihn vor den 6. April dort absetzten könnte, weil er von dort eine Mitfahrgelegenheit in die Kleinen Antillen hätte. Dafür brauchte er ein Funkgerät, um mit dem Cruisers Net (eine Art Treffen und Informationsaustausch via Funk) teilnehmen zu können. Er schwirrte uns von da an dauernd im Kopf herum. Abends machte Reto eine Ausfahrt mit Alianza zu Chat’n’Chill. Tatsächlich brachte er Dylan mit zurück auf Sea Chantey. Wir assen gemeinsam «Znacht», Dylan spielte seine Gitarre und übernachtete dann auf unserem Deck. Er machte am Folgetag seinen Funkspruch von unserem Gerät aus und half den Rest der Segel zu riggen, während ich mit Gwendolyn und aufräumen voll ausgelastet war. Dann setzte Reto ihn wieder an Volley Ball Beach ab. Wir hatten uns nicht sonderlich an die Quarantäne-Regeln gehalten, aber der Covid-Test den wir am Mittwoch machen mussten, war dennoch negativ.

Nachdem Dylan wieder einige Tage herumgestreunt war, traffen wir ihn wieder. Er hatte leider keine mitfahrgelegenheit gefunden. Aber wir hatten längst beschlossen, ihn mitzunehmen, wenn er das Risiko eingehen wollte, nicht rechtzeitig in Nassau anzukommen. Da wir mit einem Baby reisen, wollten wir vorerst nur Tagestrips segeln. Dylan ging das Risiko ein, daher wollten wir am Samstag das Segeln trainieren. Im Cruisers Net baten wir die anderen Boote im Hafen uns doch bitte zu fotografieren. Also dann los! Motor einschalten um aus dem Hurricane Hole herauszufahren. Reto drehte den Schlüssel und… nichts passierte. Unsere Hauptbatterie hatte über Nacht den Geist aufgegeben. Statt zu segeln, riefen wir das Wassertaxi und ein Strassentaxi um Reto zum Autohändler zu schicken. Wir waren nicht sonderlich guter Hoffnung, da wir eine Lastwagenbatterie für Sea Chantey brauchten. Aber entgegen allen Erwartungen, bekam Reto die einzige Lastwagenbatterie auf der ganzen Insel! Auf dem Heimweg kaufte er in der Apotheke einen Vorrat an Milchpulver für Gwendolyn, den in der Stadt gab es keines. Die Batterie war schnell gewechselt, trotzdem war der Tag vorüber. Wir testeten die Segel am Sonntag bei 25 Knoten Wind. Danach waren wir mehr oder weniger eingespielt und Dylan wusste mehr oder weniger, wo welche Leine hinführte. Wendel, bei dem wir die Mooring im Hurricane Hole gemietet hatten, wies uns eine ausserhalb des Holes zu. Pünktlich zum Sonntagsbraten fanden wir uns bei Chat’n’Chill ein. Am Montag gingen wir mit Sea Chantey ans Dock des Exuma Yachtclubs in Georgetown und proviantierten. Wie üblich liess Reto Eis liefern und füllte Wasser auf, während ich einkaufen ging. Nach einem wunderbaren Mittagessen bei Choppys verabschiedeten wir uns vom Koch Jekyll. Über Nacht gingen wir noch einmal an Wendels Mooring. Er hatte solche Freude an Gwendolyn (die er immer Wendelyn nannte), dass er sogar seine Frau auf einen Schwatz mitbrachte. Mit dem Dinghy und ohne Dylan ruderten wir noch auf einen Schwatz zum Hausboot «Puff». Mark und Margie moderierten ab und an das Cruisers Net und waren von Nova Scotia, weshalb wir uns für in einigen Monaten in Antigonish verabredeten. Und damit waren wir abfahrtbereit.