Fliegen mit Haustieren

Gwendolyn war der Star des Hotels. Vor allem wegen unseres Babys kannten wir in kürzester Zeit einen Grossteil der Urlauber. Die stets gut gelaunte Gabi aus Köln war immer ein Highlight für Gwenny. Sie verbrachte aber auch viel Zeit auf Cathis Schoss, insbesondere damit ihre Eltern auch einmal essen konnten. Zufrieden sass Gwendolyn bei Cathi, strahlte deren Freund Patrick (beide aus Österreich) an und ihre Reisebekanntschaft Mira (aus der Schweiz), von der sie sich kaum je trennten. Auch nicht deutschsprachige Urlauber zog Gwendolyn an wie Honig die Fliegen und auch alle Angestellten schnitten Grimassen für sie. Und für Gwendolyn war es bald selbstverständlich, dass ihr die ganze Welt zu Füsschen lag. Wenn wir uns während der heissen Nachmittagsstunden ins Hotelzimmer zurückzogen, wurde ihr schnell langweilig. Und bald darauf begannen die drückenden Zähnchen zu stören. Und bald darauf hatten wir Geschrei. Entspannung gab es häufig erst, wenn einer von uns armen Eltern mit dem Baby das Zimmer verliess und nach Unterhaltung suchte. Dann konnte der andere arbeiten, Blog schreiben oder sich einmal am Tag entspannen, ehe der andere mit dem gelangweilten Kind zurückkehrte. Was wegen des Durchfalls häufig war. Ich begann bald, allen Leuten davon zu erzählen, um zu erfahren ob wir die einzigen mit rasanter Verdauung waren und von was es kam. Wir bekamen alle möglichen Antworten: Gabi meinte es seien die Eiswürfel – wir Europäer vertragen das dominikanische Wasser nicht. Aber Barbara, die Consierge widerlegte diese Theorie, denn das VIK Cayena Beach Hotel machte die Eiswürfel mit Flaschenwasser. Alice, die nach vierzehn Jahren viel Erfahrung mit den Hotels in Punta Cana hatte, meinte wir sollten uns von den Tomaten fernhalten und nicht zu viele Früchte essen. Dank drei ihrer Imodium-Tabletten wurde zumindest Reto vom Durchfall befreit – und ich verblieb beim Durchfall, weil ich (Dickkopf) prinzipiell keine Symptome sondern nur Ursachen behandle.

Ich hoffte zwar noch immer, dass unser Verdauungsproblem von alleine wieder verschwinden würde, wenn wir uns richtig verhielten. Nachdem wir aber Tomaten, Milch, Eier, Eiswürfel und (leider) allen Alkohol aus unserer Ernährung gestrichen hatten, trat noch immer keine Besserung auf. Unsere Abreise rückte näher und meine Sorge, dass es ohne die passenden Medikamente nicht verschwinden würde, grösser. Zumal wir in den USA keine Zeit für einen Arztbesuch und in den Exumas vermutlich keinen vernünftigen Arzt hatten, begann ich einen Spitalbesuch zu planen. Auch Dr. Victoria Velez, die den Abstrich für unseren Coronatest nahm, riet mir dazu. Am Tag vor unserer Abreise liess ich mich von einem Taxi ins Centro Medico Punta Cana fahren. Allein, denn im Krankenhaus hätten wir uns kaum um Gwendolyn kümmern können, weil wir vermutlich beide Infusion bekommen hätten. Dank des Imodium konnte Reto sich allerdings um Gwenny kümmern und seine Wasserreserven auftanken. Nach einem Telefonat mit meiner Krankenkasse wurde bei mir Temperatur und Blutdruck gemessen, bevor ich ein Becherchen zum vollmachen bekam. Dann wurde ich an den Tropf gehängt. Gluck, gluck, gluck – ich hätte die Flasche nicht so schnell austrinken können wie die Elektrolytlösung in meinem Arm verschwand. Etwa zwei Stunden später war klar, dass Reto und ich einen Parasiten erwischt hatten, der (glaube ich zumindest) Promoeba hysticalis heisst. Der Arzt wollte mich über Nacht behalten um mir Medikament mit den Tropf zu geben, aber da ich zurück zu Mann und Kind wollte, einigten wir uns schliesslich auf eine sehr viel günstigere Tablettenkur. Da ich sowieso 1000 US$ für die Behandlung liegen liess, war mir das doppelt recht. Noch bevor jemand die Nadel aus meinem Arm zog, bekam ich einen Plastiksack voll Tabletten für mich. Aber mein Taxifahrer Leonel brachte mich zu einer Apotheke, wo ich mit meinem Rezept noch einmal Tabletten kaufte. Die Schachteln hatten komplett andere Farben und Namen, aber das kleingedruckte sah fast gleich aus wie bei meinen, also hoffte ich das richtige mitzubringen. Im Hotel musste ich feststellen, dass die Packungsbeilage nur spanisch war. Seither mache ich meinem Lebensgefährten jeden Tag die Tabletten bereit – eigentlich dachte ich, dies erst in zwanzig Jahren tun zu müssen. Bis zum Flug am nächsten Nachmittag zeigte das Zeug Wirkung. Auf dem kurzen Flug nach Miami musste keiner von uns das Flugzeugklo benutzen. Nicht einmal Gwendolyn, sie hatte ihre Stinkbombe schon im Flughafen abgeworfen. In Miami durften wir überall die «Special Assistance» Linie benutzen und durchquerten den Flughafen in Rekordzeit, dennoch kamen wir viel später im Hotel an, als geplant. Dennoch wartete unser Freund David in der Lobby. Ich warf unsere Koffer ins Zimmer und schon begaben wir uns auf den Weg zum nächsten Pub. Wir sassen in der Brauerei bis sie schloss. Sowohl das Früchte- als auch das Kaffeebier blieben uns in Erinnerung. Schliesslich kippten wir ins Bett, hüpften wieder heraus und rasten wieder zum Flughafen. Wie abgemacht wurden wir in Georgetown von Dennis, Ken und dessen Freundin Jeanne abgeholt.

Vogelversch***ener 100ster Blogbeitrag

Kurz vor dem Abendessen wurde ich bespritzt. Mein ganzer Arm war besprüht mit unappetitlicher grünlicher Masse. Von Möwenscheisse getroffen zu werden bringt angeblich Glück. Ich hatte insofern Glück gehabt, dass die Möwe meine Haare nicht getroffen hatte und dass ich nicht wie Reto schon den zweiten Tag an Durchfall litt. Er war nicht der Einzige der Probleme hatte, es hatte verschiedenste andere Urlauber auch erwischt. Bisher hatten wir aber noch nicht herausgefunden, was er sich gefangen hatte.

Durchfall oder nicht, wir hatten einen Ausflug in den Nationalpark gebucht. Morgens wurden wir noch vor dem Frühstück abgeholt. Mit einem riesigen leeren Bus fuhren wir zum Nachbarhotel und mussten in einen vollen Kleinbus umsteigen. In diesem konnten wir zumindest Gwendolyns Maxicosi vernünftig anschnallen. Nach einer halben Stunde machten wir einen Kaffeehalt bei einer Tankstelle. Die holprigen Autobahnen waren für uns schon irgendwie absurd gewesen, aber für mich war es das erste Mal vor einer Tankstelle einen bewaffneten Security Guard zu treffen. Ich hatte jedoch keine Zeit mich gross zu wundern, denn ich wechselte im Bus Gwendolyns Windel, huschte kurz aufs stille Örtchen und schon wurden wir wieder in den Tourbus gepfercht. Den schrecklichen Kaffee trank ich unterwegs zu unseren lausigen Hotel-Sandwichs. Nach einer weiteren Stunde Safari, erreichten wir den Nationalpark Los Haitises. Ich schreibe Safari, weil wir immer wieder anhielten, um ortstypische Merkmale zu bewundern. Zum Beispiel den Schuhladen auf einem Motorrad, wobei das Motorrad unter den vielen Sandalen und Hausschuhen kaum zu sehen war und auch von dem Verkäufer gerade einmal der Hut und das Gesicht zu sehen waren. Oder eine Metzgerei, in der das Fleisch ungekühlt unter dem Vordach hängt, wie in allen anderen auch. Ganze Familien fahren auf einem Motorrad samt Gepäck von A nach B, oder vom Spielsalon zum Hahnenkampf – beides Nationalsportarten. «Wenn Sie einen Motorradfahrer mit Helm sehen, sagen Sie mir Bescheid, damit Hannibal anhalten und ich ein Foto machen kann», bat unser Tourleiter Papa José voller ernst!

Im Nationalpark steckten wir Gwendolyn in die Bauchtrage. Wir wurden auf ein Ausflugsboot verfrachtet, das unser Tourfotograf und selbsternannter Clown Popo (sein Spitzname) die «Costa Concordia/Titanic» nannte. Wir erfuhren auch bald warum, denn unser Kapitän rammte schon nach 10 Metern den Stamm eines Mangroven-Baumes. Alles was nicht schon sass, fiel beinahe über die Bänke. Sobald das Bott aber durch den Kanal im Mangrovenwald fuhr genossen wir alle die Fahrt. Gwendolyn schaute neugierig in alle Richtungen und strahlte voller Freude jeden an, der «Kuckuck» und «Dutzidutzi» sagte. Ihr Liebling blieb aber Popo, der Donald Duck nachahmte wie ein Profi. Egal, wie schön die Mangroven waren und wie viele Vögel wir zu Gesicht bekamen, deren Namen wir schon nach kurzem wieder vergassen, Gwendolyn blieb das Highlight der Tour! Die Töchter einer schweizer Familie waren hingerissen. Bei Regen fuhren wir aus dem Wald in die Bucht von Samana, aber schon als wir die Höhlen erreichten wärmte uns wieder die Sonne. Im Kalkstein der hohen Felsenküste haben sich hunderte von Höhlen gebildet, in denen die vor Jahrhunderten die Ureinwohner der Karibik vor den Hurricanes versteckten. Vermutlich um ihre Angst zu vertreiben (oder um die Zeit tot zu schlagen) bemalten sie die Höhlenwände, mit einer Farbe aus Fledermauskacke und Baumrinde. In Grau finden sich nun Schamanen, Haifische, Vögel und undefinierbare Tiere an den Wänden zwischen Kristallen und Tropfsteinen. Die letzten Taino starben nur fünfzig Jahre nachdem Kolumbus die Karibik entdeckt hatte, daher sind die neusten Zeichnungen Graffiti irgendwelcher viktorianischer Touristen. Gwendolyn genoss die Kühle der Höhle – sie schlief ein. Vorbei an den Resten der ersten Dominikanischen Eisenbahn, gebaut zirka 1900 (wahrscheinlich finanziert von schweizer Schokoladenfabrikanten) schipperten wir zurück in den Mangrovenwald. Wickelpause und ab zurück in den Bus. Reto hatte zum Glück erst an der Anlegestelle wieder ein WC gebraucht, für mich reichte die Pipipause allerdings nicht.

Nur eine gute Stunde rumpelte unser Bus vorbei an Urwald und Plantagen bis zu den Yaniguafällen. Traurig war nur, dass bis Gwendolyn und ihre Sieben Sachen ausgeladen waren, die Schlange am Damen-WC schier unendlich lang war. Fünf Frauen brauchen unendlich lange für ihr Geschäft, wenn man seit einer Stunde auf eine Schüssel wartet. Dafür war das Mittagessen ein Knaller!  Wir befanden uns auf einer Bernstein Ranch mit Plantage, von der die Früchte des Mittagessens kamen. Fisch und Hühnchen waren ebenso wie das Kokosbrot in einem offenen Holzherd zubereitet worden. Anschliessend genossen wir eine Führung über die Ranch. Wir probierten Kakaofrucht, rochen an frischem Kaffee und sahen beim Trocknen der Kerne zu. Retos Highlight war das in zwanzig Metern höhe gebaute Baumhaus, welches nur über eine wackelige, steile und glitschige Treppe zu erreichen war. Ich hatte auf der Plattform in siebzehn Meter Höhe genug – mir war das Ding zu dominikanisch gebaut. Dafür genoss ich die heisse Schokolade umso mehr: Gerösteter Kakaobohnenstampf, Wasser und eine Prise Zimt, nichts weiter. Wer wollte konnte Zucker hinzufügen, aber Hard Core Schoggi-Liebhaber wie ich brauchen keinen. Gwendolyn genoss derweil die Inselschönheiten, oder vielleicht eher umgekehrt? Jedenfalls wollten alle Küchenhilfen und Köchinnen einmal das kleine, weisse Baby herumtragen und wir bekamen es mit Mühe zurück bevor unser Busfahrer wieder hupte. Zum Glück nehme ich meine Wickelunterlage überall hin mit, denn in der Dominikanischen Republik sind Wickeltische noch seltener als in der Schweiz. Aber als ich auf der Treppe vor dem Souvenirshop meinen Wickeltisch einrichtete, bekam das Grossmütterchen von nebenan Mitleid. Ich durfte auf ihrem Gartentisch wickeln, umringt von ihren Töchtern und Enkeln, die das süsse, weisse Baby bewunderten. Diesmal hupte der Chauffeur nicht, denn er sah wie alle anderen unserer Reisegruppe lachend zu, wie die Kinder mit Gwendolyn spielten. Schliesslich bekam ich sie zurück und sie schlief den Rest der Busfahrt – erschlagen von Eindrücken!

Wir kamen zum Abendessen zurück ins Hotel, welches wieder enttäuschend war. Der Koch war zwar aus dem Urlaub zurück und das Essen geniessbar, aber da die Karte täglich zwischen mexikanisch, italienisch und spanisch wechselte, hatten wir trotzdem bald die Nase voll. Mittagessen und Frühstück waren sowieso immer gleich. Leider endete ein wunderbarer Tag mit einem Dämpfer. Retos Durchfall kam zurück. Und ich hatte ihn jetzt auch.

Strandräuber

Die erste Woche unserer Ferien war im nun vorbei. Mit Gwendolyn ist alles abenteuerlich und zeitraubend. Morgens gemütlich frühstücken, dann Windeln wechseln, Baby zuerst in Sonnencreme und anschliessend im Meer baden. Wieder Windeln wechseln, umziehen und schon ist der Vormittag vorbei. Der Nachmittag verläuft ähnlich, nur dass der/die mit dem Baby im trockenen bleibt und der Partner schwimmen geht. Da ich nachts regelmässig Windeln wechsle und das kleine Raubtier füttere, bin ich normalerweise nach dem Abendessen schon reif fürs Bett und der Papi geht mit oder ohne Baby noch zur Abendunterhaltung. Es hätte uns wirklich langweilig werden können, wenn da nicht diese Strandverkäufer wären…

An einem Mittag baute einer dieser Halsabschneider seinen Stand direkt am Pool auf. Was konnte ein bisschen schauen schon schaden? Da hatte ich bereits eine Glasperlenkette um den Hals – ein Geschenk vom Verkäufer. Feil waren Zigarren, das Nationalgetränk der Dominikanischen Republik Mama Juana und Larimar, ein Mineralgestein, welches nur in der Dominikanischen Republik zu finden ist. Dieser Stein ist blau, nicht klar und durchzogen, ähnlich wie ein Türkis. Was konnte der schon kosten? Dazu kam der Enthusiasmus des Verkäufers, welchem ich offenbar die Corona-Defizite ersetzen sollte. Ein Steinchen für Mama, einer für Schwiegermama, einer für jede Grossmutter und so weiter… Grosse Flasche Mama Juana für Reto, zwei kleine für unsere Väter, eine zum gleich trinken… Alles nur 40’000 Pesos!! Sonderpreis!! Sonderpreis für Freunde aus Schweiz!! Aber 700 Dollar war uns dann doch ein bisschen zu viel, nach langem feilschen bekam ein sehr niedergeschlagener Verkäufer eine Hand voll Pesos und ich zwei Flaschen wirklich leckeren Schnaps.

Kleines Mama Juana Rezept:

  • 1 grosse Flaschen befüllen mit
  • 1/3 Honig
  • 1/3 Rum (oder eine andere billige Spirituose)
  • 1/3 intensiver Rotwein (Vino tinto)

Dabei Platz lassen für

  • Zimt
  • Sternanis
  • Basilikum
  • Agave
  • Und diverse tropische Kräuter, für die es keine deutschen Ausdrücke gibt und die nicht in die Schweiz oder Deutschland importiert werden können, weil sie am Zoll als Drogen abgefangen werden. (Gut, wollen wir damit nicht nach Europa!)

Die Dominikaner behaupten Mama Juana heilt alles, was krank ist und steigert die Potenz – deshalb hat der Durchschnittsdominikaner zehn Kinder. Erinnert sich jetzt noch jemand an den «Chatze Busi», den mein Vater zusammenbraut?

Nach einigen sonnigen Tagen ging uns die Sonnencreme aus. Reto und ich cremen uns fast nie ein, weshalb wir nur Babysonnencreme mitgebracht hatten, aber diese reichte nicht weit um die zarte Babyhaut zu schützen. Mit ein paar Tausend Pesos spazierte ich den Strand entlang zum Souvenirshop. Der Verkäufer kam mir schon auf halbem Weg entgegen. Sonnencreme und Moskitospray waren schnell eingepackt, aber mein Geld reichte schon jetzt nirgendwo hin. Naiv, wie ich bin, drehte ich mich dummerweise noch um die eigene Achse. Zack – hatte mir der Gute das hübsche Strandkleid eingepackt. Beim Larimar vermochte ich ihn zu bremsen. «Kein Problem! Du bist vom Hotel. Du kannst morgen kommen. Ich vertraue dir», meinte der Verkäufer. Natürlich, dachte ich, jedes Mal, wenn ich wiederkomme, schwätzt du mir wieder etwas auf, dass ich haben will, aber nicht kaufen sollte, weil wir sparen müssen… Ich brachte meine Einkäufe zu Reto und Gwendolyn, holte Geld und ging meine Schulden zahlen. Ich hob einen Tausender mehr ab – ich kenne mich ja! Der Verkäufer zeigte mir Larimar-Armbänder und ging herunter mit dem Preis und tiefer und tiefer und machte mir wirklich verdammt gute Angebote. Aber ich wollte nicht nochmal nachzahlen kommen. Schliesslich brachte er mir ein ganz simples Armband mit drei Steinen – 1000 Pesos? 16 Dollar, das ging! Gekauft und die Kundin wurde nie wieder gesehen! Nur um es klar zu stellen: Ich bereue keinen meiner Käufe. Aber mich nervt an mir selbst, dass ich nicht eiskalt NEIN sagen kann. Ich gab den Rest des Geldes Reto und sagte zu ihn: «Bitte! Lass mich hier nicht mehr einkaufen gehen!» Er lachte darüber.

Nur einmal liess ich mich noch berauben. Ich brauche immer einmal wieder Fotos für mein Instagram Profil, daher liess ich Gwendolyn und mich mit einem Totenkopfäffchen fotografieren. Aber ich zahlte diesmal nur einen Bruchteil des genannten Preises.

One-Stop in Punta Cana

Eigentlich hatte ich ja nur einen dummen Spruch losgelassen, wie ich es manchmal eben tue. Aber es ist nicht das erste Mal, dass aus einem meiner dummen Sprüche harte Realität wird. Wobei die harte Realität inzwischen ganz angenehm geworden ist.

So gegen Weihnachten oder Anfang Januar suchten wir nach Flügen nach George Town, zurück zu Sea Chantey. Es war an der Zeit zu unserem schwimmenden zu Hause zurückzukehren. Anhand der Bilder, die wir von Freunden vor Ort bekamen, schätzten wir, einen Rasenmährer für unser Unterwasserschiff mitbringen zu müssen – so mit Algen verwachsen sahen unsere Planken auf dem Bild aus! Aber die Flüge waren der Knackpunkt an der Rückreise. Die Linie von Toronto war gestrichen worden und die einzige andere Linie von Miami konnten wir nicht nutzen, weil uns Schweizern die Einreise in die USA verweigert war. Der Witz dabei war, dass wer länger als zwei Wochen ausserhalb Europas gewesen ist, in die USA einreisen konnte. So sagte ich irgendwann: «Dann machen wir halt zwei Wochen Pauschalurlaub in Mexico und reisen von dort nach Miami!» Anfang Februar stand fest: Nur der Weg über Miami würde uns zum Schiff zurückbringen. Statt in Mexico sitzen wir die zwei Wochen aber in der Dominikanischen Republik ab. Das Reisebüro, welches wir mit dem Auftrag betrauten, fand einen vierzehntägigen Pauschalurlaub im 4Sterne-Hotel – alles inklusive! – samt Flug, der gleich viel kostete, wie eine direkte Reise. Verständnislos mit den Schultern zuckend buchten wir.

unsere Sieben Sachen

Während Reto die Reise organisierte, hatte ich das Baby und den Auftrag das Ersatzteil für die Verstagung unseres Bugspriets zu besorgen. Dafür hatte ich nach langer vergeblicher Suche nach Rohmaterial mit der Kunstgiesserei Bründler Kontakt aufgenommen. Normalerweise giessen die Brüder Bründler aus Winterthur Bronzeskulpturen, aber ihre Bronzelegierung ist auch sehr salzwasserbeständig. Wie für meine kleinen Experimente als Silberschmied wollte ich ein Wachsmodell des ringförmigen Ersatzteils zurecht bohren, sägen und feilen. Da das Packen aber auch an Mami hängen blieb, musste ich die Giesserei schliesslich auf den Herbst vertrösten. Für Reto und mich zu packen, war kaum der Rede wert: Ein paar Kleider, eine Zahnbürste, viel mehr brauchen wir ja nicht. Allerdings wusch ich mit Gwendolyn auf dem Arm Babykleider für das Wachstum eines halben Jahres vor. Für den Fall, dass wir in George Town gerade keine Babybedarfsartikel kaufen können, musste ich Windeln und Babynahrung für drei Wochen zur Verfügung haben. Leider habe ich zu wenig Milch um voll zu stillen, daher nimmt das Milchpulver doch ein bisschen Platz im Gepäck ein. Dazu kommt eine voluminöse Babyschwimmweste, Schoppenflaschen in allen Grössen, Babypflegeprodukte und so weiter und so weiter… Schlussendlich befüllten Gwennys Sachen zwei enorme Reisetaschen, während Reto und ich eine teilten. Das Stillkissen (ein bisschen Luxus darf auch eine Mami haben), den Maxicosi, die Windeltasche und die Laptops schleppten wir schliesslich als Handgepäck durch den Flughafen. Zum Glück besitzt Retos Vater, der uns wieder zum Flughafen fuhr, ein grosses Auto. So lange brauchte ich noch nie um die Sicherheitskontrolle zu durchqueren. Der Flug dauerte zehn Stunden. Da unser Reisebüro leider keinen Extrasitz für Gwendolyn gebucht hatte, hatten wir sie die ganze Zeit auf dem Schoss. Das ist viel anstrengender als es sich liest. Auch alle drei Stunden im engen Flugzeug-WC zu wickeln, war ein Erlebnis, auf das ich hätte verzichten können. Dafür war die Einreise easy und die Taxifahrt reibungslos. Wer den Wechselkurs nicht kennt, bekommt bei einem Preis von 2300 Pesos allerdings erstmal einen Schock. Dabei sind das gerade einmal 40 Dollar.

Schon in der Lobby trafen wir die ersten Schweizer: Peter und Alice, die seit 14 Jahren jährlich in Punta Cana Ferien machen. Mit dem Zimmer mit Whirlpool in der Badewanne und zwei Balkonen sind wir sehr zufrieden. Wasserkocher und Babybett sofort geliefert. 40 m zum Pool, 70 m zum Strand. Nur das Essen entspricht nicht unserem Geschmack, aber wir sind ja nur auf der Durchreise.

Ich bitte um Anteilnahme für die vier Grosseltern, die ihr supersüsses, geliebtes Enkelkind nun ein halbes Jahr nur via Skype erleben können.