Sea Chantey’s Reise

Ein Kindheitstraum ist nun Realität!! 2019 stachen Schriftstellerin Stefanie H. Heuberger und ihr Partner Reto Güttinger mit ihrem Ketch Sea Chantey in See. Auf dieser Seite werden der ursprüngliche Plan sowie die dauernd nötigen Planänderungen zu einem Portfolio der Reise zusammengefasst.

Die Crew

  • Reto Güttinger, 1982: Skipper
  • Stefanie H. Heuberger, 1995: Mädchen für alles, Smutje, Mechaniker, Bootsmann, Leichtmatrose
  • Gwendolyn S. Güttinger, 2020: Admiral und Seefahrerprinzessin -> wenn sie schreit, lassen wir alles stehen und liegen um den Befehl auszuführen

Der Wunsch

Reiseplan

Dies war nur der ungefähre Reiseplan. Das Reisen mit einem Segelschiff ist immer von Wetter und Verfassung der Crew abhängig, daher musste der Plan mehr als Wunsch angesehen werde. Vom Lake Bras d’Or im Osten Kanadas aus sollte die Reise erst nach Süden entlang der US-Ostküste in die Karibik gehen. Ob die Karibik vorbei an der mittelamerikanischen Halbinsel Yucatan oder entlang den Kleinen Antillen hinunter vorbei am Maracaibo-See in Venezuela durchquert werden würde, stand bei Reisebeginn noch nicht fest. Doch der Wunsch den Panamakanal zu Durchqueren und in den Pazifik zu gelangen, war feste Idee der Reise. Im Zick-Zack zwischen Inseln wie den Galapagos, Robinson Crusoe Island oder vielleicht den Osterinseln und dem Festland hin und her wollten die Weltenbummler nach Feuerland segeln. Rund um Kap Horn am Südende Südamerikas und nach einem Abstecher auf die Falklandinsel, wollten die Segler im Atlantik nordwärts reisen. Auch ein Stück den Amazonas hinauf und wieder hinunter zu bummeln, war fester Teil des Seefahrertraumes. Über die Kleinen Antillen sollten wieder die Bahamas und die USA erreicht werden. Entlang der Ostküste von USA und Kanada zielten die Weltenbummler auf Grönland als nördlichstes Reiseziel ab. Von dort aus wollten sich Stefanie und Reto auf den Heimweg machen: Island, die Färöer Inseln und dann? Entweder zwischen den Britischen Inseln hindurch oder durch norwegische Fjorde zurück ans europäische Festland.

Benötigte Dokumente

  • Reisepass/Internationaler Impfausweis/Allergiker-Ausweis/Führerscheine
  • Bankdokumente/Kredit- und Debitkarten
  • Versicherungsausweise und Flaggenschein von Sea Chantey
  • Funkkonzession (ab 2021 nicht mehr benötigt)

Benötigte Impfungen

  • Gelbfieber
  • Tollwut
  • Typhus
  • Hepatitis A / B und C
  • Starrkrampf/Mumps/Röteln
  • ausserdem Prophylaxetabletten für Malaria

Und doch kam alles anders….

Stefanie und Reto starteten ihre Reise ein wenig später als geplant. Nachdem Hurricane Dorian in Nova Scotia grosse Verwüstungen angerichtet hatte, wo Sea Chantey über den Winter 2018/19 gelagert war, war das Segelboot nicht abfahrtsbereit, als sie ankamen. Noch einen Monat später fehlte die bestellte Heizung, weshalb die Weltenbummler schliesslich ohne diese dafür mit Kumpel Richard aufbrachen. Das Wetter war im Oktober schon sehr kalt geworden und auch nach dem Kauf von kanadischer Winterkleidung und Richards Heimreise segelten Stefanie und Reto nur Tagsüber. In Lunenburg wurde schliesslich ein Dieselofen gekauft, der ans Südende von Nova Scotia geliefert wurde. Der Gulf of Maine wurde im Nordsturm bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt bewältigt. Bis zur Installation der Heizung war der November ins Land gezogen, die USA erreicht und bereits der halbe Weg nach Boston zurückgelegt. Bei den Seglern bahnte sich schon das Gefühl an, wohl auf die Umrundung von Kap Horn verzichten zu müssen, da Stefanie dem Betrieb der Dieselheizung bei schwierigen Bedingungen, wie starkem Wellengang und Wind, nicht zutraute. Nachdem der Cape Cod Canal durchquert war, wurde das Wetter besser, wobei die Wetterlage im Long Island Sound sich als sehr unvorhersehbar entpuppte. Bei Schneefall und Nebel durchquerten Sea Chantey und ihre Crew Hell’s Gate (das Höllentor) in New York, welches wegen seiner Strudel und Strömung diesen Namen trägt. Entlang der öden Küste von New Jersey sprangen die Bilgenpumpen immer öfter an und in Atlantic City wurde ein Leck gefunden. Notdürftig reparierten ein Mechaniker und ein Taucher die Leckage am Propellerschaft. Einen Tag vor Weihnachten erreichten Stefanie und Reto Portsmouth bei Norfolk in Virginia, aber bis nach den Feiertagen konnte keine Werft gefunden werden. Im Januar reparierte das Portsmouth Boating Center das Leck.

Durch den Intracoastal Waterway durchquerte Sea Chantey die Carolinas, wo das Wetter bereits angenehm war. Anfang Februar 2020 erreichten die Weltenbummler Florida, wo sie besonders viele freundschaftliche Kontakte knüpften. Ausserdem war ein Schwangerschaftstest positiv. Um ihren Freund Richard in den Bahamas zu treffen, liess sich Stefanie aber noch nicht untersuchen und Sea Chantey wurde bei Windstille über den Golfstrom «gemotort». Richard stiess auf Grand Bahama zu den Seglern und die drei verbrachten einige wunderbare Tage auf den Berry Islands, während Gerüchte über ein Virus aus China laut wurden. Richard verliess Nassau mit dem letzte Flugzeug, während Stefanie und Reto in einem Hafen auf New Providence feststeckten. Der Lockdown klaute den Weltenbummlern drei Monate ihres Zeitfensters, in denen die Schwangerschaft von einem Arzt bestätigt wurde und der Bauch an Umfang zunahm. Im Juni konnten die Segler ihre Reise meist im Gegenwind nach Süden fortsetzten. Da die Einreise nach Truks und Caicos noch nicht möglich war, nahmen sich Stefanie und Reto zeit um die Exuma Islands zu geniessen. Mitte Juli erreichten sie George Town auf Great Exuma und schmiedeten Pläne während einer Woche nach Luperon in der Dominikanischen Republik weiterzufahren. Am zweiten Tag wurden sie von sieben Gewitterstürmen heimgesucht, was den Nerven der schwangeren Stefanie den Rest gab. Auf Conseption Island wurde eine Pause eingelegt. Mehrere Versuche wurden unternommen um erneut nach Luperon aufzubrechen, aber der Gegenwind und die belasteten Nerven von Stefanie brachten die Segler dazu nach George Town zurückzukehren. Gerade rechtzeitig um sich einen sicheren Platz zu suchen, um Hurricane Isaias abzuwettern, den Reto auch im Handumdrehen fand. Hier zeigte die Pandemie ihre gute Seite, denn in anderen Jahren ist der Ort überlaufen mit Boottouristen, die normalerweise die Bojen in der Bucht belegten. Am 31. Juli zog Isaias nur 50 km südlich von Sea Chantey vorbei. Weil nun die Hurricane-Saison in vollem Gange war, die Einreise in allen Ländern erschwert war, die als nächstes auf der Liste standen und Stefanies Bauch immer mehr an Grösse und Gewicht gewann, entschieden sich die Segler zu bleiben. Neue Freundschaften wurden in George Town geknüpft, die fast zu familienähnlichen Banden zusammenwuchsen.

Da die Situation in den bahamischen Krankenhäusern sich zuspitzte, entschied Stefanie, dass die ganze Familie nach der Hurricane-Saison für die Geburt zurück in die Schweiz fliegen würde. Ende September kehrten die Weltenbummler in der 36sten Schwangerschaftswoche in die Schweiz zurück. Am 20. November 2020 kam Gwendolyn gesund und munter zur Welt. Da das Reisen aber auch Anfangs 2021 erschwert war, kehrten die Segler über Umwege und erst im März auf ihr Boot zurück. Um den einzigen Flug nach George Town in Miami besteigen zu können, machte die frischgebackene Familie zwei Wochen Urlaub in der Dominikanischen Republik, von wo aus die Reise in die USA mit einem PCR-Test möglich war. Da der Grossteil ihres Zeitfensters und des Budgets verbraucht waren, setzten die Segler ihre Reise nicht nach Süden fort. Unterstütz von einem Boot Hitchhiker namens Dylan segelten die Eltern mit dem vier Monate alten Mädchen zurück nach Nassau. Leider konnte wegen der Covid-Situation dort kein Visum für Gwendolyn besorgt werden, weshalb sie mit ESTA in die USA einreiste. Den Weg den sie zu zweit gekommen waren, segelten die Weltenbummler zu dritt zurück, wobei immer wieder Freunde besucht wurden. In Florida nahmen die Segler die Hitchhiker Chloé und Florent an Bord, welche für den Trip nach Charleston eine willkommene Hilfe waren. Durch den Intracoastal Waterway ging die Reise wieder nach Norden durch die Carolinas, unterbrochen von den Restwinden von Hurricanes. Statt aussenherum segelten Stefanie, Reto und Gwendolyn diesmal durch die Chesapeak Bay und machten einen Stopp in Baltimore, wo erneut Freundschaften geschlossen wurden. Entlang New Jersey und durch das sommerliche New York, erreichten die Segler wieder den Long Island Sound. Anfang August 2021 durchquerte Sea Chantey zum zweiten Mal den Cape Cod Canal. Bis Ende August hatten die zweieinhalb Segler wieder nach Maine geschafft. Da mit dem privaten Boot eine Einreise nach Kanada nicht möglich war und von dem Zeitfenster von zwei Jahren nunmehr ein Monat blieb, suchten Stefanie und Reto nach einer Werft, die Sea Chantey überwintern würde. Mitte September wurde ihr geliebtes Segelboot von Hodgdon Yacht Services aus dem Wasser gehoben. Während des Winters wird die Werft den Unterwasserrumpf neu streichen und einige Arbeiten an dem hölzernen Boot erledigen, damit es im nächsten Sommer nach Kanada gesegelt werden kann – sofern dies wieder möglich ist. Die zweieinhalb Weltenbummler flogen Ende September wieder nach Hause in die Schweiz. Seit Anfang Oktober arbeitet Reto wieder bei der Bürge-Fischer AG, welche ihn während der Reise im Stundenlohn unter Vertrag hatte, worüber die Segler sehr froh waren. Stefanie ist stellensuchende Mutter und versucht ihr zweites Buch zu vollenden. Nun träumen die Abenteurer davon ihre Reise in einigen Jahren zu wiederholen und noch unerfüllte Träume wahr zu machen.

blau: zurückgelegte Strecke bis Juli 2020 grün: neuer Reiseplan rot: verworfener Reiseplan

Unsere Gast-Crew

  • Pascal: Smutje und Deckhand vom Gulf of Maine nach Cape Breton Island
  • Richard: Deckhand und Bordfotograph zwischen Bras d’or und Halifax sowie in den Bahamas
  • Dylan: Deckhand und Tellerwäscher von George Town bis Nassau
  • Chloé und Florent: Smutjes und Bordfotografen von St. Augustine bis Charleston