Die Schriftstellerin

Bott TV geht auf Schatzsuche – ein Interview mit Stefanie H. Heuberger

Das Bauernmädchen

Stefanie H. Heuberger wurde an einem Sonntag morgen im November 1995 geboren. Sie wuchs auf einem abgelegenen Bauernhof auf einem Hügel in dem Landgasthof „Restaurant Achenberg“ auf. Inmitten der Zurzibieter Wälder entwickelte sie bereits in früher Jugend eine weitreichende, abenteuerliche Fantasie. Ihre Schulzeit verbrachte sie zumeist aus dem Fenster sehend in anderen Welten, lesen war nicht ihre Stärke. In der zweiten Klasse wurde Legasthenie bei ihr diagnostiziert, welche mit therapeutischen Lektionen behandelt wurde. Obwohl spielerisch, griffen die Lektionen erst nach einem glücklichen Griff der Therapeutin in die Bücherkiste. Mit einer Bücherserie über die magischen Erlebnisse eines Mädchens mit ihrem Einhorn konnte Stefanie nach und nach für das Lesen begeistert werden. Je mehr gelesene Bücher als Trophäen im Regal standen, umso weniger problematisch wurde die Legasthenie – Stefanie entwickelte sich zum Bücherwurm…

Die Seefahrerin und das Einhorn

Mit sechs Jahren beeinflusste der Film „Das letzte Einhorn“ die kleine Stefanie wie kaum ein anderes Medium. Fortan waren auf den zahlreichen Kinderzeichnungen vermehrt Einhörner zu sehen, die sich erst zum Lieblingstier und später zum Markenzeichen von Stefanie entwickelten, welches sich durch ihre Freunde festigte und nicht mehr verloren ging. Dank der silbernen Zauberwesen fand man Stefanie immer häufiger mit der Nase in einem Buch vor. Bei einer von der Schule organisierten Vorlesung lernte sie ihr liebstes Buch kennen. Ulvador entfesselte eine kaum zu bändigende Liebe zur Freiheit der Seefahrt. Die Geschichte von Letizia, die in einer fremden Welt ohne Zeit Abenteuer auf einem von Kindern bemannten Schiff erlebt, beeindruckte sie und erfüllte sie mit Fernweh. Befriedigung fand diese Sehnsucht in der weiten Welt der Bücher, zumindest bis der Bücherwurm das letzte Kapitel las. Häufig entsprachen die Enden ihrem Geschmack nicht, waren zu realistisch, zu ideal oder zu kitschig.

Wenn mir das Ende gefallen soll, muss ich es offensichtlich selber schreiben. – Stefanies spontaner Gedanke nach irgendeinem schlechten Ende

Die verträumte Realistin

Im November 2011 begann sie zu schreiben. Jeden Abend sass sie am Schreibtisch und die ersten Kapitel waren bald auf Papier. Ihre Klassenlehrerin korrigierte die ersten Kapitel in ihrer Freizeit und Stefanies engste Freundin kommentierte jedes, so schlecht die Worte auch gewählt waren. Mit Unterstützung ihres Onkels Paul fand sie zunehmend Das treffende Wort, bald wurden die Texte vielseitiger.

Dieses Buch ist aus Langeweile entstanden: Es war eine Woche vor meinem sechzehnten Geburtstag an einem grauen Samstag im Herbst abends um sechs, als ich wie damals so häufig wie ein Tiger im Käfig durchs Haus lief, weil ich mich so langweilte. Aus meinem Zimmer, Treppe hinunter, zum Mami, wieder die Treppe hinauf, in Mein Zimmer und von vorne… Meine Mutter bügelte im Hinterzimmer, genervt, weil ich schon duzende Male gekommen und gegangen war, als sie es nicht mehr aushielt, dass ich um sie herumschlich. Ich hätte nicht gedacht, dass ich einmal so dankbar für diesen folgenden Satz sein würde: „Du wolltest doch schon lange ein Buch schreiben. Wenn du dich so langweilst, fang doch damit an…“ Gesagt, getan. Ich stellte auf dem Tisch neben ihr meinen damals neuen Laptop auf, überlegte mir kurz welche Geschichte ich aufschreiben wollte, entschied mich für die mit der reifsten Story und begann. – Stefanie H. Heuberger

Mit der Berufswahl war Stefanie überfordert, weshalb sich die Weltenbummlerin nach der Schule in mehrere Sprachaufenthalte in England und Frankreich flüchtete. Insbesondere der halbjährliche Aufenthalt in Winchester inspirierte stark. Noch in England bewarb sie sich auf eine Schnupperstelle als Polymechanikerin, was sofort ihr Wunschberuf wurde. Auch eine technische Berufsmaturität nahm sie in Angriff, weshalb die Zeit zum schreiben knapp wurde. Aber die Leidenschaft aufzugeben war keine Option und so war der vierjährige Schreibprozess im dritten Lehrjahr abgeschlossen. Es folgte die Überarbeitung und die Suche nach einem Verlag. Die Ausbildung brauchte Hartnäckigkeit und Ausdauer, belohnte aber mit Charakterstärke, Stolz und einem Fähigkeitsausweis. Das Folgejahr begann mit einem Verlagsvertrag und der Sommer 2018 mit dem Erscheinen von „Kapitän der Unicorn’s Dream – Höllenhunde“. Also nur sechs Jahre und sechs Monate nach dem ersten Satz.