Staniel Cay und die faulen, doch nicht schwimmenden Schweine lockten uns nicht. Wir fuhren achtlos daran vorbei. Dafür genossen wir das Segeln! Der Wind kam von schräg hinten, beständige Briese, Sonnenschein und im Wellenschatten der Inselkette schaukelten wir kaum. Wir fuhren die drei selbstwendenden Segel, hatten es gemütlich und machten gelegentlich sechs Knoten. Ein Traum vom Segeln über Wasser, dass blauer und strahlender war, als der Himmel darüber. Auch Gwendolyn genoss es – wie eine Prinzessin sass sie auf meinem Schoss, überblickte ihr Reich und war jedes Mal lauthals beleidigt, wenn sie in den Kindersitz musste. Fast ein bisschen zu früh, steuerten wir eine Mooring im Exuma Land and Sea Park an. Da wir aber wussten, dass Dylan von den Exumas noch praktisch nichts gesehen hatten, mussten wir am Aquarium halt machen! Beim Schnorcheln am Flugzeugwrack wurde unsere Deckhand zwar fast von einem übermotorisierten Superjachtbeiboot überfahren, aber das Aquarium gefiel ihm ebenso gut, wie uns damals. Ich musste auf Gwendolyn aufpassen und konnte nicht mit, daher war ich doch ein bisschen traurig, dass Dylan die Unterwasserkamera nicht mitgenommen hatte.
Nach einem weiteren Tag mit traumhaftem Segeln schnappten wir uns eine Boje in Wadericks Well, wo sich das Park Hauptquartier befindet. Zu unserer grossen Freude fanden wir diesmal die Ruinen, die wir das letzte Mal nicht gefunden hatten. Dylan schwamm an Land und war deshalb voraus, als wir mit dem Dinghy kamen. Wir brachten ihm seine Schuhe, er zeigte uns den Weg. Unterwegs entdeckten wir auch eine Kolonie der Bisamratten-Art, die auf den Bahamas heimisch, aber schon fast ausgestorben ist. Putzige Tierchen von der Grösse eines Kaninchens mit braunem Fell und einem kurzen, nahezu haarlosen Schwanz. Beim Suchen nach den «Gophers», wie Dylan sie nannte, stolperten wir förmlich über die Davis Ruinen. Angeblich gehörten sie zu einer Plantage, aber dies ist bei dem steinigen, trockenen Gelände schwer zu glauben. Wir fanden die Grundrisse von drei Gebäuden aus Stein und eine Grenzmauer, welche quer über die Insel verläuft. Dennoch nicht sonderlich beindruckt traten wir den Rückweg an und diskutierten darüber, wie die Insel wohl gewesen war, als der erste Mensch dort an Land ging. Sicher viel grüner.
Unterwegs nach Shroud Cay passierten wir ein auffälliges Segelboot mit zwei Masten und äusserst grosser Kabine. Es schien die Segel nicht wahnsinnig häufig zu nutzen, aber es gefiel uns. In Shroud Cay unternahmen wir einen Dinghyausflug, um Dylan die Wasserstrassen durch die Mangroven zu zeigen. Wir benutzen nicht den gleichen Eingang wie vor einem Jahr und verfuhren uns. Dazu musste Reto auch noch gegen den Strom kämpfen, er war bald tiefend vor Schweiss. Wir landeten bei einer weiten flachen Bucht und liefen den Rest bis zum Ufer zu Fuss, weil Alianza unten aufstand. Wir liefen durch Zypressen über eine Hügelkuppe, wo wir mit einem weiten Strand belohnt wurden, den wir noch nicht kannten. Zu unserem eigentlichen Ziel ruderte uns Dylan – für ihn eine neue Erfahrung. Das Wasser schoss durch die Rapids, er musste also mächtig an den Riemen reissen. Trotz seines Bades schien er nicht überwältigt von dem Ort, aber Gwendolyn und ich tauchten genüsslich die Füsse ins reissende Wasser. Nun bei sinkendem Wasser wieder gegen den Strom brachte uns Reto wieder durch den Mangrovenwald nach Hause.

Weil es gut gelegen war, um nach Nassau abzuspringen ankerten wir erneut in der Hufeisenförmigen Bucht von Allens Cay. Ich schnorchelte ein wenig zwischen den Baby-Quallen herum und Dylan fotografierte ein paar Iguanas. Es schien aber an der Zeit in Nassau anzukommen, weshalb wir bei wenig Wind und zum Schluss mit dem Motor über die Yellow Bank tuckerten. Nach wunderbaren Segeltagen kamen also unter Motor wieder in der Palm Cay Marina an. Auch hier erkannte uns das Personal sofort wieder – sie hatten ja letztes Jahr drei Monate Zeit uns kennen zu lernen.
