Der Plan war wie folgt: Müll entsorgen, Mittagessen in der Ortschaft, Proviant kaufen. Umsetzung? Nicht ganz so einfach!
Es war schon heiss als wir den Müll, der sich während der letzten zwei Wochen gesammelt hatte ins Dinghy verluden. Die Sonne brannte auf uns nieder als Reto uns zwei Meilen zum Thunderball Cave und dann an den kleinen Strand dahinter beförderte. Der Schweiss lief nur so über sein knallrotes Gesicht, in dem noch immer ein Sonnenbrand verheilte. Bei der verlassenen Thunderball Marina landeten wir und schleppten unsere Sammlung von Kehricht, Einmachgläsern und Konservendosen auf die Strasse hinauf. Wir hätten natürlich auch beim Jacht Club entsorgen können. Aber warum $6.50 je Sack bezahlen, wenn wir 500 Meter weiter paddeln können und den Müll gratis direkt auf die Deponie bringen, wo er am Ende sowieso landet? Hundert Meter mussten wir unsere Säcke über die brütend heisse Strasse zurücktragen, ehe wir vor dem riesigen, rauchenden Loch standen. Eine enorme schwarze Wolke stieg aus der Mulde auf, um die eine Strasse führte. Wir stiessen unseren Müll hinein und spürten die Hitze des brennenden Kehrichts. Trotz des Gestanks sahen wir uns um, weil die Dinge auf der Mülldeponie spannend anzusehen waren. In der Mitte der Mulde sammelte sich alles, was nicht brannte, in einem giftigen, schwarzen Haufen, während rund herum Plastik und Holz verbrannte. Triefend nass vor Schweiss kehrten wir zum Dinghy zurück und ruderten zum Jacht Club hinunter, dessen Restaurant sicher geöffnet haben würde.

Nur wird wegen des Corona-Virus nicht nur eine Maske verlangt (was wir natürlich hatten), vor der Restaurant-Tür wird auch die Körpertemperatur mit einem Laser-Messgerät genommen. Bei Reto mass die Rezeptionistin 43°C! Logischer weise konnte Reto nicht solch hohes Fieber haben, aber eintreten in das klimatisierte Restaurant durften wir deshalb nicht. «Ihr müsst ein wenig abkühlen», meinte die Türsteherin und verwies uns an ein Tischchen im Schatten. Wir stellten uns im Schatten in den Wind, aber als sie nach einer Viertelstunde wieder unsere Temperatur nahm, waren wir immer noch zu heiss. Dafür servierte sie uns schon einmal zwei kalte Getränke. Auch ein Becher voll Eiswürfel kühlte uns aber nicht genug, um ins Restaurant eintreten zu dürfen. Aber die Türsteherin hatte noch einen Trick: «Um die Ecke ist ein Pool mit einer Dusche. Geht euch ein bisschen kalt abspritzen, dann klappt das mit der Temperatur.» Kopfschüttelnd und inzwischen sehr hungrig stellten wir uns unter die Dusche, liessen uns vom Wind trocknen, lüfteten unsere Kleider und fassten den Entschluss, dass dies der letzte Versuch sein würde. Wenn die Dusche uns nicht genug kühlte, dann würden wir nicht vor dem Abend abkühlen. Aber diesmal durften wir endlich das klimatisierte Restaurant betreten, in dem wir in nur fünf Minuten so sehr abgekühlt wären, wie draussen unter der Dusche in 45 Minuten. Glücklich bestellten wir Fish Burger und Club-Sandwich, dazu kalte Cola!
Wir legten mit dem Dinghy direkt am Pier des kleinen General Stores an. Die Auswahl war nicht der Irrsinn, dafür die Preise. Alle Lebensmittel werden von Nassau oder von Florida her mit dem Boot geliefert und in Staniel Cay kommt noch die Touristen Marche obendrauf. Jedoch mochten wir den kleinen Inselladen, der zumindest von allem etwas hatte. Ich kaufte uns ein Bisschen frisches Gemüse, Früchte und Fleisch zum Abendessen, ausserdem ein Spray gegen Mücken und 40 Pfund Eis – es musste ja nur ein paar Tage halten. Zum ersten Mal seit langem bekamen wir wieder einmal Blockeis, welches etwas langsamer schmilzt und damit ganze 4 Tage hält. Bis dahin würden wir alle Lebensmittel verbraucht haben, die man kühlen muss und Reto würde danach wieder warmes Bier trinken müssen. Im Beiboot schichtete ich alle anderen Einkäufe über dem Eis auf, damit es möglichst wenig von der prallen Sonne zu spüren bekam. Reto ruderte uns zurück und durfte dafür Pause machen, bis ich alles verstaut hatte, dann gönnten wir uns den Sun Downer am Cruisers Beach.