„Then you know Peter Reber?“

Gerade als es zu regnen begann, legten wir in Marineland an und verkrochen uns in unserem trockenen Schiff. Erst als es längst aufgehört hatte, packten wir und gingen die geräumigen Duschen ausprobieren. Ich brauchte etwas länger, weshalb Reto vor der Tür mit einem Herrn um die Siebzig ins Gespräch kam. Sobald ich meine Duschkabinentür aufschloss, erzählte er mir von seinem Gespräch. «Du, der kennt Peter Reber persönlich!» «Woher weisst du das, Reto?» «Als ich ihm sagte, dass wir Schweizer sind, fragte er ob ich ihn kenne. Und dann hat er von Peter Reber und seiner Familie erzählt!» Wie klein die Welt doch war. Da trafen wir die gleichen Leute, mit denen Reto’s Seefahrer-Idol vor bald vierzig Jahren Freundschaft geschlossen hatte. Wir hörten den ganzen Abend Peter Rebers Musik und machten schon zu Frühstück damit weiter. Da wir ab Steg lagen, machten wir die morgendliche Katzenwäsche an Land. Auf dem Rückweg über den Pier machte ich zufällig bei einem Boot halt, um einen Hund zu streicheln, der sich auf dem Deck eines Motorboots sonnte. Die Frau im inneren des Bootes winkte uns sofort herein, den ich hatte zufällig Jim und Donnas Boot und Hund erwischt. Fünf Minuten später sassen wir bei Kaffee in der guten Stube und tauschten Geschichten aus. Donna wiederholte in den folgenden zwei Besuchen hundert Mal, wie sehr wir sie an Peter und Livia erinnerten. Wie sie gelacht hatten, als Peter erklärte, er sei von Beruf Musiker. Wie herzig der kleine Simon gewesen sei, der heute Pianist ist. Wie genervt Livia immer gewesen war, wenn sie wieder mit dem Namen des Boots angesprochen wurde. Und wie engstirnig Peter sein konnte, wenn er eine Schwäche von seinem Boot Cindy versteck wollte, die genau nach seinen Wünschen gebaut worden war. Sie erzählten uns aber auch von sich, ihren Segelabenteuern und ihrem neuen Haus in Kenntucky. Wir wiederholten unsere Matinee drei Mal und jedes Mal wenn wir gingen, sagte Donna zu Jim: «Du, wir müssen Peter und Livia anrufen!» Da diese morgendlichen Treffen bis gegen zwölf Uhr dauerten, blieb uns der Nachmittag. Am ersten Tag machten wir einen Strandspaziergang und Donna fuhr uns zu einem Lebensmittelgeschäft. Am zweiten Nachmittag waren wir verabredet zum Skype. Meine engste Freundin Katja und unser Freund Reto, den wir gegen Verwechslung den Hedibär nennen, hatten sich bei Reto Hedibär getroffen und wir waren das Abendprogramm. Da man nach drei Nächten in der Marina einen Eintritt ins Marineland geschenkt bekommt, besuchten wir am dritten Tag das Delfinarium. Mit Marineland verhält es sich so: In den 1930er wurde hier ein Unterwasserstudio gebaut, um Filmaufnahmen von Meereslebewesen und Tauchern zu ermöglichen. Dokumentationen und Filme wurden gedreht und Delfine gehalten und studiert. Diese entpuppten sich als sehr intelligent, weshalb sich nach sieben Jahren jemand fragte, ob man Delfine trainieren kann. Ein Tiertrainer von einem Zirkus, der Seelöwen trainierte, wurde gerufen und trainierte Flippy. Marineland entwickelte sich zum ersten Delfinzirkus, zur Auffangstation, Aquarium und wenig später öffneten die Universität von Florida, Reihenweise Hotels und die Marina ihre Pforten. Dann eröffneten Sea Life und Sea World sowie diverse Kopien, weshalb die Hotels verschwanden und zurück blieb die Universität und die Auffangstation, in der Delfine vor allem zur Unterhaltung der Tiere selbst und zum Studium trainiert werden. Am vierten Morgen war es windig und Donna und Jim warfen unsere Leinen los, als wir nach Titusville aufbrachen.

Tschüss Marineland!

Wellig wie noch nie

Hochverehrte Leserschaft,

Ich würde euch gere einen guten Grund nennen weshalb ihr so lange auf die folgenden Blogbeiträge waretn musstet, tatsache ist aber, dass meine Ausreden ziemlich schlecht sind. Das Wetter war zu schön zum Schreiben, ich habe an meinem Buch gearbeitet, die Geschichten wären zu nervenaufreibend für unsere Mamis gewesen… sind nicht, was mir das Verständnis meiner Leser einbringt. Daher sind hier die Highlights von Florida, bevor ihr in der Karibik vielleicht monatelang nichts von mir hört. Die Bilder liefere ich baldmöglichst nach.Viel Spass.

Weil der Wind wieder einmal gegen uns war, ging unsere Reise im Intracoastal Waterway weiter. Es war so warm, dass ich ohne Hose und nur im T-Shirt an Deck sass, während wir durch die vielen Flussarme und Kanäle nach Südwesten schipperten. Mal mit, mal gegen die Strömung waren wir unterschiedlich schnell unterwegs und durchquerten unterschiedlichste Landschaften. Am Nachmittag zogen plötzlich Wolken auf und wir mussten uns ordentlich anziehen. Zwei Kurven weiter sassen wir in dickem Nebel, der sich aber ebenso schnell wieder auflösten, wie er kam. In trübem Wetter entdeckten wir einen Delfin, der uns in den Flussarm begleitete, in dem wir ankerten. Hier zerlegte Reto den Kompasskasten. Bis es dunkel wurde, war alles für die Reparatur vorbereitet.

Nach Konsultation des Wetterberichts am 13. Februar wussten wir, dass Nordostwind für den 14. angesagt war. Dieses Wetterfenster würde mehr oder weniger drei Tage halten, weshalb wir unseren Plan nach Beaufort, South Carolina(!), zu fahren über den Haufen warfen. Statt den Tagestrip in Angriff zu nehmen, erst bei Sonnenuntergang in der historischen Stadt anzukommen und trotzdem nicht die Zeit zu haben, um die Stadt zu sehen, blieben wir im Toogooboo River vor Anker. Reto flickte schlussendlich unser Kompasslicht, mit einem Minuspunkt. Der neue Schalter entpuppte sich dummerweise als Taster, die Lampe leuchtet nur, wenn der Schalter gekippt gehalten wird. Reto ärgerte sich sehr, da wir nun einen anderen Schalter besorgen müssen und den Einbau nicht vollenden können. Aber wenn man ein Röhrchen in den Schalter steckt, bleibt das Licht an, weshalb wir auf dem nächsten Zweitagestrip zumindest auch nachts den Kompass sehen. Während ich Blogbeträge schrieb, mutierte Reto zum Schneider. Aus der grossen Canvas-Rolle schnitt er Verlängerungen für unsere knappen Segelcover zurecht und wir schlugen den Flieger ( das vorderste Segel ) an, um auch für diesen ein Cover zu schneidern. Sobald die Einzelstücke des Covers mit Mühe und Not in unserer Kabine ausgemessen und zugeschnitten waren – was uns wegen der Länge der Stoffstücke hinten und vorne an die Grenzen unserer Kabine brachte – verstauten wir unser Segel wieder in die Segellast. In Erwartung der zweitägigen Überfahrt nach St. Augustine in Florida, gingen wir früh Schlafen.

Mit einem kräftigen, kühlen Nordostwind von der Seite arbeiteten wir uns am nächsten Morgen durch einen seichten Inlet in den Atlantik hinaus. Die Wellen waren schon vor der Küste unangenehm, nahmen weiter draussen an Höhe zu und der Wind kam so exakt von hinten, dass wir uns entscheiden mussten: Entweder wir fuhren nur unter Fock (das vorderste Segel) und hätten damit zu wenig Segelfläche sowie zu wenig Geschwindigkeit, um vernünftig zu Steuern ODER wir kreuzten vom Wind weg (fahren also im Zick Zack auf unser Ziel zu), wofür wir uns entschieden. Wir konnten so mehr Segel setzen, schneller fahren und besser Manövrieren. Gegen Abend wurden die Wellen stetig höher, hoben uns von hinten an, nur um uns in ein vier Meter tiefes Wellental fallen zu lassen. Kochen war unmöglich und unser Appetit hielt sich in Grenzen – ich hatte einen flauen Magen und Reto machte sich zu viele Sorgen. Nach zwei vollen Wachen, kletterte ich mühsam in die Kabine, um ein bisschen Schlaf vorzuholen, denn ich würde von zwölf Uhr bis vier Uhr wieder am Rad sitzen. Alles, was nicht festgeschraubt war, lag auf dem Boden verteilt und kullerte mit den Wellenbewegungen hin und her. Da es aber nur bis zur nächsten Welle an seinem Platz bleiben würde, räumte weder Reto noch ich auf. Ich kletterte mit allen Kleidern in die Koje, streckte alle viere von mir und krallte mich an das Brett, welches das Bett von der Bordwand trennt. Mehr als ein unruhiges, erschöpftes Dösen brachte ich aber nicht zu Stande, denn bei jeder Welle wurde ich fast aus dem Bett geschüttelt. Ich war nicht erholt, als ich wieder an Deck krabbelte, aber im besseren Zustand als Retos Nerven. Wir mussten uns vor der Einfahrt zu einem Containerhafen befinden, den überall waren die Lichter von Frachtern zu sehen. Gefährlicher weise ist es schwer zu erkennen, ob diese sich bewegen oder vor Anker liegen. Die meisten schienen sich nicht zu bewegen, weshalb ich unseren Kurs beibehielt, während Reto sich verkroch. Ich sass noch nicht lange am Steuer entdeckte ich diesen Frachter, der scheinbar aus dem nichts schräg vor mir aufgetaucht war. Erst dachte ich er läge vor Anker und ich bewege mich auf ihn zu, da ich aber nicht sicher sein konnte, wollte ich nicht vor ihm durchfahren und rief ich den armen Reto wieder an Deck. Er steuerte, während ich bei einem schaukligen Wendemanöver das Focksegel back hielt, um die Drehung zu erleichtern. Als ich mich nach dem Manöver nach dem Frachter umschaute, stellte ich entsetzt fest, dass er schon Meilenweit weg war. Während wir gedreht hatten, war er sehr schnell und ohne uns zu bemerken an uns vorbeigefahren. «Ups! Der war offenbar tatsächlich unterwegs!», sagte mit einem Kloss im Hals zu Reto. Der nickte, wie jemand der hundemüde gerade fast von einem Frachter überfahren worden wäre und froh war, dass alles gut gegangen war. «Ich hätte dich ein bisschen früher wecken können, …aber ich war mir wirklich nicht sicher, ob er sich bewegt oder nicht.» Reto nickte wieder: «Ist ja alles gut, wir haben ja früh genug gewendet…» Wäre er richtig wach gewesen, hätte ich vermutlich mehr zu hören bekommen, so aber brachten wir Sea Chantey wieder auf Kurs und Reto verkeilte sich wieder in seinem schaukelnden Bett. Die Wellen wurden entweder kürzer oder höher in den folgenden Stunden, jedenfalls unangenehmer. Retos Wache kürzten wir um eine Stunde, damit er gegen Mittag das Ruder wieder übernehmen konnte. Zum Mittagessen löffelten wir eine Dose Corned Beef, denn unser Hunger hielt sich noch immer sehr in Grenzen. Reto war fertig mit den Nerven und die Aussicht darauf in St. Augustine mit diesem Seegang nicht in die Hafeneinfahrt hineinzukommen, also noch eine ganze Nacht segeln zu müssen, gab ihm ziemlich den Rest. Am frühen Nachmittag suchten wir deshalb eine nähere Einfahrt und entschieden uns wegen des tiefen, breiten Kanals für den St. Marys Inlet. Dennoch kämpften wir noch vier Stunden mit den Wellen, ehe dieser gegen fünf Uhr in Sicht kam. Näher am Land türmen sich die Wellen auf und der Gegenstrom aus dem Inlet machte sie kurz und spitz. Die Wellen rollten seitlich von hinten an, hoben unser Heck und drückten dabei das Heck nach vorne, weshalb Sea Chantey sich parallel zur Welle drehte, bis wir wieder ins Wellental fielen. Wegen der ungeheuren Kräfte am Ruder musste Reto uns in den Inlet fahren, da ich den Kurs nicht mehr halten konnte. Aber ich hatte meine Steuerzeit in der Nacht vorgeholt. Im Einfahrtskanal schob sich der Seegang zu fünf Meter hohen Wogen auf: Aus dem Cockpit sahen sie immens aus, dann erfassten sie das Schiff, hoben es hoch und wir sahen vom Wellenberg auf unseren Bugspriet weit unten im Wellental hinab. Ich lachte als zu allem Überfluss auch noch die Spitzen Flossen eines Haifischs aus einer Welle aufragten – wie im Film! Seelisch waren wir bereit, dass Sea Chantey kenterte, was aber nie geschah. Stattdessen erreichten wir irgendwann die Innenseite der Einfahrt, holten die Segel ein und fuhren bei Sonnenuntergang unter Motor an den erstbesten Pier. Kaum angelegt, begaben wir uns auf die Suche nach einem Restaurant. Es war Valentinstag und erst das dritte Restaurant hatte freie Stühle. Ich bestellte eine grosse Menge Essen, aber ich schlief fast darin ein, weshalb wir den Grossteil mitnahmen und zum Frühstück verspeisten.

Eine magische Überfahrt

Wir fuhren den ganzen Tag vor leichtem Nordwind, während wir die Long Bay überquerten, auf deren anderer Seite Charlston in South Carolina liegt. Aus der Ferne beobachteten wir Frachtschiffe auf dem Weg nach Wilmington, von Seevögeln verfolgte Fischerboote und Delfinschulen. Zwischen den Mahlzeiten und Wachen schrieb ich Postkarten. Reto verbrachte seine Freiwachen mit Lesen. Er hatte sich das zweite Buch unter den Nagel gerissen, das ich im «Biergarten» gekauft hatte und las die Romanversion der Lebensgeschichte von Päpstin Johanna. Nur als wir diese merkwürdige schaumige Grenze zwischen bräunlich blauem und bergsee-türkisem Wasser durchquerten, versuchte er Fotos zu machen. Das Wasser des Cape Fear Rivers traf hier auf den Golfstrom. Dazwischen bildete sich weisser Seeschaum und die Seevögel wurden davon magisch angezogen, sassen Reihenweise auf der Grenze, als würden sie dort nicht abgetrieben. Die Fotos sind allerdings unspektakulär. Der sonnige Tag wich einer hellen Nacht. Der Vollmond tauchte im Osten riesig und käsegelb aus dem Meer auf und schien die ganze Nacht auf die See hinunter, wie ein Scheinwerfer. Ich tat während meiner Freiwache kein Auge zu, aber Reto fand es praktisch den Kompass auch ohne das kaputte Kompasslicht zu sehen. Da ich generell nicht gut nach Kompass steuere, betrifft mich dies nicht: Ich orientiere mich kurzzeitig an Sternen, Planeten, Wolken oder Landmarken, um den Kurs zu halten und am Kartenplotter, um die Richtung alle paar Minuten zu überprüfen. Ich hatte die erste Nachtwache von acht bis zwölf und die Hundewache von vier bis acht Uhr. Diese war besonders hart, da ich fast einschlief bis um sechs Uhr am Morgen die Sonne aufging und der Wind erstarb. Im ersten Tageslicht holten wir die Segel ein – ich musste dazu den armen Reto aus seinen süssen Träumen reissen – und motorten durch die Flaute bis um zehn Uhr wieder Wind aufkam. Am frühen Nachmittag kam Land in Sicht und wir bogen bald darauf in den Einfahrtskanal nach Charlston ein.

Unser neuer Freund

Als wir uns gegen das auslaufende Wasser kämpften, kam ein brauner Pelikan angeflogen. Er zog einen grossen Kreis um Sea Chantey und schwupp … landete er sehr plump auf unserem Kabinendach. Er beobachtete mich einen Moment, dann machte er es sich bequem. Da ich am Steuer sass, pfiff ich Reto mit dem Handy an Deck, um Fotos zu machen. Unser Pelikan begann gemütlich sich mit seinem langen, unpraktischen Schnabel zu putzen, während für uns Action angesagt war. Ein Polizeiboot kam längsseits und funkte uns an: Macht Platz! Da hinten kommt ein Kreuzfahrtschiff mit einem medizinischen Notfall an Bord! Bleibt am Rand des Kanals! Wir hielten Sea Chanteys Kurs weit am Rand, während das Luxusschiff an uns vorbeifuhr. Der Pelikan störte sich nicht daran, er hatte seinen gefiederten Bauch an unser Dach geschmiegt und schien vor sich hin zu dösen. Erst als das Passagierschiff im Hafen war und wir schon fast die Marina erreicht hatten, richtete er sich auf. Er watschelte ganz an den Rand des Kabinendachs, holte Schwung und machte einen grossen, uneleganten Hüpfer über unsere Reling. Er erreichte fast das Wasser bis seine Flügelschläge dem schweren Vogel Auftrieb verschafften – weg war er.

Delfinidylle

Südwestwind konnten wir nicht gebrauchen, um nach Südwesten zu fahren, weshalb wir an einem sonnigen Morgen bei T-Shirt-Wetter dem Intracoastal Waterway folgten. Zu meinem Glück, denn schon als wir Morehead umrundet hatten, kam die erste Flosse in Sicht. Ich war so neidisch gewesen auf die Delfine, die Reto und Pascal damals in Canso Causeway gesehen hatten, als ich schon wieder in die Schweiz hatte zurückfliegen müssen. Keine Delfine gesehen zu haben, hatte ich als meine Strafe betrachtet, weil ich meine Jungs im Stich gelassen hatte. Aber nach fünf Monaten zur See vergab mir das Meer endlich und ein frecher Delfin kam, um unseren Kiel zu inspizieren. Ich kletterte auf den Bugspriet und er schwamm unter mir hindurch, bevor er sich davonmachte. Immer wieder sahen wir die Finnen von Delfinen, während wir dem Kanal folgten, der zwischen den vorgelagerten Inseln und dem Festland in den Sand gegraben worden war. Sandige Inseln mit Palmen und Gestrüpp darauf säumten das Fahrwasser und Schiffswracks vom letzten Huricane lagen manchmal meterweit vom Wasser entfernt. Auf dem Festland reihte sich zeitweise Villa an Villa, jede mit Bootssteg und Boot.

China Rose vor der Onslow Beach Bridge

Bald stellten wir fest, dass wir verfolgt wurden. Ein modernes Segelschiff, nur wenig grösser als Sea Chantey, schien den gleichen Weg zu haben, wie wir. Reto und ich warteten jeweils auf es, wenn wir eine Sandbank überquert hatten, womit wir zu ihrem Lotsenschiff wurden. Bei der Ortschaft Southport hängten wir sie ab, weil dies offenbar die Destination des Boots war. Doch an der nächsten Schwingbrücke holte es uns wieder ein und überholte uns nur um gegenseitig Fotos von einander zu machen. Via Funk erklärten wir uns gegenseitig, dass wir das gleiche Tagesziel hatten. In einem Hafen des Militärs, in dem man zwar ankern durfte, aber nicht an Land gehen, warfen wir gemeinsam Anker. Bald darauf wurden wir per VHF auf die China Rose zum Abendessen eingeladen und Reto ruderte uns hinüber. Linda und Peter entpuppten sich als ausgewanderte Norweger, die bald zwanzig Jahren in den USA leben. Da zwei ihrer vier Kinder aber wieder in Norwegen leben, fliegen die baldigen Rentner regelmässig in die alte Heimat. Wir assen, plauderten und planten die morgige Destination, wo wir uns wieder treffen wollten. Wir würden uns sicher verlieren, denn Linda und Peter sind Frühaufsteher, was wir (vor allem ich) nicht sind… Dann ruderte uns Reto überhaupt nicht dahin, wo wir geankert hatten: Sea Chantey hatte sich losgerissen und hatte ihren Anker bis ganz ans Ende der Bucht geschleift. Glücklicherweise schwamm sie aber noch, denn der Anker hatte gegriffen, bevor sie sich im Sand festgefahren hatte. Insgesamt ankerten wir drei Mal, aber nun hielt der Anker.

Die China Rose, wie wir herausfanden eine Yawl, verliess den Hafen eine Stunde vor uns. Wir hatten zuerst aufzuräumen und das Dinghy zu verstauen, bevor wir ihnen folgten. Ich reinigte gerade das schlammverschmierte Deck, als über den nahen Untiefen Finnen in Sich kamen. Eine Schule Delfine planschte uns entgegen und tauchte unter Sea Chantey, während wir versuchten uns auf die Untiefen zu konzentrieren. Daher entstanden auch dieses Mal keine Fotos, aber male den Moment sobald ich Zeit dazu finde. Tatsächlich holten wir die China Rose samt ihrer Frühaussteher schon an der ersten Schwingbrücke wieder ein, da diese nur zur vollen Stunde öffnet. Da aber Sea Chanteys Motor wieder Kalamiten machte, blieb sie den ganzen Tag das Lotsenschiff. Unsere Destination lag mitten in der Stadt, denn rund um diese Lagune reihten sich die Ferienwohnungen und Marinas von Carolina Beach. Wir reservierten per Internet eine Mooring-Boje, um nächtliches davontreien zu unterbinden. Ich kam beim Kochen richtig in Fahrt, als wir die Crew der China Rose zum «Znacht» einluden: Ich röstet sogar Nüsse zu Krokant, um die in Brandy gekochten Äpfel mit Vanille Creme zu garnieren.

Die Verabschiedung kam dennoch erst am Morgen via Funk. Während die China Rose St. James Marina anlief, durchquerten wir den Snows Cut und den Cape Fear River nach Süden. Lustiger Weise posteten Linda und ich abends je ein Foto auf Instagram von demselben Frachtschiff: Linda von Backbord, ich von Steuerbord. Wir liefen kurz nach dem Mittag in der Marina von Bald Head Island ein.