Delfinidylle

Südwestwind konnten wir nicht gebrauchen, um nach Südwesten zu fahren, weshalb wir an einem sonnigen Morgen bei T-Shirt-Wetter dem Intracoastal Waterway folgten. Zu meinem Glück, denn schon als wir Morehead umrundet hatten, kam die erste Flosse in Sicht. Ich war so neidisch gewesen auf die Delfine, die Reto und Pascal damals in Canso Causeway gesehen hatten, als ich schon wieder in die Schweiz hatte zurückfliegen müssen. Keine Delfine gesehen zu haben, hatte ich als meine Strafe betrachtet, weil ich meine Jungs im Stich gelassen hatte. Aber nach fünf Monaten zur See vergab mir das Meer endlich und ein frecher Delfin kam, um unseren Kiel zu inspizieren. Ich kletterte auf den Bugspriet und er schwamm unter mir hindurch, bevor er sich davonmachte. Immer wieder sahen wir die Finnen von Delfinen, während wir dem Kanal folgten, der zwischen den vorgelagerten Inseln und dem Festland in den Sand gegraben worden war. Sandige Inseln mit Palmen und Gestrüpp darauf säumten das Fahrwasser und Schiffswracks vom letzten Huricane lagen manchmal meterweit vom Wasser entfernt. Auf dem Festland reihte sich zeitweise Villa an Villa, jede mit Bootssteg und Boot.

China Rose vor der Onslow Beach Bridge

Bald stellten wir fest, dass wir verfolgt wurden. Ein modernes Segelschiff, nur wenig grösser als Sea Chantey, schien den gleichen Weg zu haben, wie wir. Reto und ich warteten jeweils auf es, wenn wir eine Sandbank überquert hatten, womit wir zu ihrem Lotsenschiff wurden. Bei der Ortschaft Southport hängten wir sie ab, weil dies offenbar die Destination des Boots war. Doch an der nächsten Schwingbrücke holte es uns wieder ein und überholte uns nur um gegenseitig Fotos von einander zu machen. Via Funk erklärten wir uns gegenseitig, dass wir das gleiche Tagesziel hatten. In einem Hafen des Militärs, in dem man zwar ankern durfte, aber nicht an Land gehen, warfen wir gemeinsam Anker. Bald darauf wurden wir per VHF auf die China Rose zum Abendessen eingeladen und Reto ruderte uns hinüber. Linda und Peter entpuppten sich als ausgewanderte Norweger, die bald zwanzig Jahren in den USA leben. Da zwei ihrer vier Kinder aber wieder in Norwegen leben, fliegen die baldigen Rentner regelmässig in die alte Heimat. Wir assen, plauderten und planten die morgige Destination, wo wir uns wieder treffen wollten. Wir würden uns sicher verlieren, denn Linda und Peter sind Frühaufsteher, was wir (vor allem ich) nicht sind… Dann ruderte uns Reto überhaupt nicht dahin, wo wir geankert hatten: Sea Chantey hatte sich losgerissen und hatte ihren Anker bis ganz ans Ende der Bucht geschleift. Glücklicherweise schwamm sie aber noch, denn der Anker hatte gegriffen, bevor sie sich im Sand festgefahren hatte. Insgesamt ankerten wir drei Mal, aber nun hielt der Anker.

Die China Rose, wie wir herausfanden eine Yawl, verliess den Hafen eine Stunde vor uns. Wir hatten zuerst aufzuräumen und das Dinghy zu verstauen, bevor wir ihnen folgten. Ich reinigte gerade das schlammverschmierte Deck, als über den nahen Untiefen Finnen in Sich kamen. Eine Schule Delfine planschte uns entgegen und tauchte unter Sea Chantey, während wir versuchten uns auf die Untiefen zu konzentrieren. Daher entstanden auch dieses Mal keine Fotos, aber male den Moment sobald ich Zeit dazu finde. Tatsächlich holten wir die China Rose samt ihrer Frühaussteher schon an der ersten Schwingbrücke wieder ein, da diese nur zur vollen Stunde öffnet. Da aber Sea Chanteys Motor wieder Kalamiten machte, blieb sie den ganzen Tag das Lotsenschiff. Unsere Destination lag mitten in der Stadt, denn rund um diese Lagune reihten sich die Ferienwohnungen und Marinas von Carolina Beach. Wir reservierten per Internet eine Mooring-Boje, um nächtliches davontreien zu unterbinden. Ich kam beim Kochen richtig in Fahrt, als wir die Crew der China Rose zum «Znacht» einluden: Ich röstet sogar Nüsse zu Krokant, um die in Brandy gekochten Äpfel mit Vanille Creme zu garnieren.

Die Verabschiedung kam dennoch erst am Morgen via Funk. Während die China Rose St. James Marina anlief, durchquerten wir den Snows Cut und den Cape Fear River nach Süden. Lustiger Weise posteten Linda und ich abends je ein Foto auf Instagram von demselben Frachtschiff: Linda von Backbord, ich von Steuerbord. Wir liefen kurz nach dem Mittag in der Marina von Bald Head Island ein.

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