Quarantäne-Abenteuer V: Wie ein Fisch im Wasser

Die Blogbeiträge lassen während der Saure-Gurken-Zeit auf sich warten, aber auch in den Bahamas erleben wir hin und wieder erzählenswertes. Nachdem wir nun 8 Wochen in der Palm Cay Marina festsassen, scheint sich die COVID-19 Situation zu entschärfen. Während der letzten Wochen gab es nur wenige Neuinfektionen und nur auf einer kleinen Gruppe der über 700 Inseln. Bimini wurde vom Ministerpräsident komplett unter Quarantäne gestellt. Derweil normalisiert sich auf den anderen Inseln – je nach Fallzahl – die Situation mehr und mehr. Wir sind also bei guter Hoffnung, dass wir bald eine andere, neue, aufregende Insel anfahren dürfen oder zumindest bald ein Museum besuchen können.

Inseltraum mit Hängematte, Hund und Sonnenschein…. noch

Im dreitägigen Wechsel zwischen Sonnenschein und Monsun trauen sich immer mehr Bahamer aus ihren Häusern und treffen regelmässig Leute auf dem Steg. Durch ein Gespräch mit einem Hobbyfischer kamen wir sogar zu zwei wunderschönen Fischen, die in unserer Eisbox verschwanden. Nur ärgerte ich mich, dass ich die Fische zubereiten musste. Das Filet vom Fisch zu trennen finde ich schwierig. Aber beim Strandspaziergang, oder besser beim Cocktail im Hafenrestaurant danach kam uns diesbezüglich ein Geistesblitz: Wir fragten im Pink Octopus, ob der Küchenchef unsere Fische zubereiten würde. Wegen den verkürzten Öffnungszeiten vertröstete uns der Chef auf den Folgetag, aber wir durften den Fisch zur Lagerung im Kühlschrank hinterlegen. Wir freuten uns derart auf den Fisch, dass wir sogar unter die Dusche hüpften und frische Kleider anzogen, um ins Restaurant zu gehen. Der Chef war extra zum Einkaufen gefahren, um die richtigen Beilagen zu besorgen und setzte uns dann sein Kunstwerk vor: Yellow Eye Red Snapper – laut Chef der beste der Gattung – mit Kartoffeln, Ocra und Bohnen. Wir waren begeistert und der Fisch war fantastisch!

Neben Malen am Strand und Regenwasser auffangen über unseren Betten hatten wir viel Zeit am Deck zu arbeiten. Über jeder tropfenden Stelle kratzte Reto die Dichtmasse zwischen den Planken hervor und wir befüllten sie frisch mit neuem Caulking. Ich nahm mich derweil wiedereinmal dem Schiffsputz an. Bewaffnet mit Taucherbrille und Lappen, startklar im Arbeits-Bikini begann ich den Unterwasserrumpf zu putzen. Nach Wochen im warmen Wasser hatte sich trotz Anti-Bewuchs-Farbe ein Film grüner Algen gebildet, den ich mit dem Lappen abreiben konnte. Um mir das Tauchen im sehr salzhaltigen bahamaischen Wasser zu erleichtern, spannten wir ein Seil unter Sea Chantey hindurch an dem ich mich hinunterziehen konnte. So reibe ich nun den Rumpf von vorn bis achtern sauber.

Schiffsputz

Quarantäne-Abenteuer IV: Panne

Mittwochs und freitags haben auf den Bahamas inzwischen die Baumärkte wieder geöffnet, weshalb wir die Chance nutzten um uns mit Pinseln einzudecken. Dafür reservierte ich frühzeitig den Mietwagen unserer Marina. Als ich den Schlüssel holte, ahnte ich aber noch nicht wie anstrengend dieser Mittwoch werden würde.

Als wir morgens mit dem Funk-Schlüssel den kleinen Nissan Note nicht aufschliessen konnten, dachten wir uns noch nichts. Wir schlossen physisch aus, ich stellte den Sitz und die Spiegel ein und startete. Aber die Zündung startete nicht. Drei Versuche endeten alle in einem heulenden, traurigen Geräusch: Klarer Fall, die Batterie hatte keinen Strom mehr. Das Marinabüro öffnete leider erst um zehn Uhr, weshalb wir noch eine Stunde totschlugen bevor ich nach Unterstützung fragen konnte. Der Vize-Boss checkte die Zündung selbst und liess uns vom Abwart-Team die Batterie austauschen. Soweit, so gut. Wir begaben uns also auf Irrfahrt. Bis Retos Handy, das uns als Navi diente, seine Position ermittelt hatte, war ich längst irgendwo falsch geradeaus gefahren. Wir befanden uns auf einer Strasse ohne Mittellinie dafür mit sehr schmalen Spuren. Wie ich schon herausgefunden hatte, kommen die Bahamanern manchmal in der Strassenmitte entgegen. Der Linksverkehr machte die Fahrt überdies nicht einfacher. Es kam, was kommen musste und ich fuhr viel zu weit links, so weit dass ich an einer Stelle abrutschte, wo der Strassenrand bröcklig war. Rumms! Pffff… Da der nicht geteerte Strassenrand sehr breit war, fuhr ich sofort von der Strasse und stellte den kleinen Nissan an der Kilometerlangen unfreiwilligen Mülldeponie ab. Der Reifen war platt. Während ich vergeblich versuchte die Marina zu erreichen, versuchte Reto vergeblich den Ersatzreifen aus dem Kofferraum zu holen. Der Stauraum für den Reifen war leer. Aber mit dem Wagenheber konnten wir den Nissan zumindest aufbocken. Bis dahin hatte sich auch ein Mann erkundigt, was das Problem sei und verschwand wieder mit den Worten, er habe vielleicht einen Reifen für uns. Eine Minute später wurde das Glück noch grösser, denn ein Polizeiauto parkte neben uns. Erst dachte ich auch noch eine Busse zu bekommen, weil ich gerade keine Schutzmaske trug, aber der Polizist packte uns samt dem Reifen in seinen Streifenwagen. Keine hundert Meter weiter vorn war eine «Garage», wenn man das mit Autowracks umringte Werkstättchen so nennen konnte. Aber der Mechaniker beulte innert fünfzehn Minuten unsere Felge aus, füllte den Reifen mit Luft und prüfte ihn mit Seifenwasser auf Dichtheit. Dafür wollte er zehn Dollar – und bekam zwanzig! Bis wir beim Nissan ankamen, hatte auch der erste Helfende einen passenden Reifen samt Felge hinter seinem Haus hervorgezaubert. Dankend montierten wir unseren eigenen und fanden nach dreissig Minuten Irrfahrt endlich diesen Baumarkt. Mit den Nerven ziemlich blank parkte ich am erstbesten Ort. Zu Fuss suchten wir den Eingang und fanden eine zweihundert Meter lange Kolone. Wir warteten also dreissig bis vierzig Minuten in der prallen Sonne, bevor wir endlich in ein Geschäft eingelassen wurden, das ein Sortiment führt wie Coop Bau+Hobby in der Schweiz. Wir begannen unsere Einkäufe zusammenzusuchen, deponierten sie im Wagen und rückten so durch die sehr engen Gänge des sehr vollen Baumarkts. Ich überlegte nicht viel, als ich den Wagen fünf Minuten an einem Ort stehen liess, wo er möglichst nicht störte. Als ich zu unserem Einkaufswagen zurückkehrte, war der verschwunden – wie vom Erdboden verschluckt. Reto ärgerte sich besonders, dass die letzten beiden 24er Packungen Pinsel mit ihm verschwunden waren. Mit dem Einkaufskorb begannen wir den Einkauf von vorne. Nur, dass auch eine andere Frau sich beim Personal nach dem verbleib ihres Wagens erkundigte, gab mir ein bisschen Genugtuung. Immerhin war ich nicht die einzige Dumme. Als wir den Einkauf endlich hinter uns gebracht hatten, war ich so am Ende mit den Nerven, dass wir auf ein Mittagessen bei Wendy’s und auf eine halbe Stunde Schlange stehen am Drive-in verzichteten. Ich hatte die Pause bitter nötig, als ich bei einem winzigen Lebensmittelladen anhielt. Reto wurde zum Trinkwasser kaufen geschickt und kehrte erstaunlich bald vollbepackt zurück. Neben Wasser brachte er mir auch drei immense Schweinsteaks, die als Abendessen in Auftrag gab. Er rettete damit den Rest meines Tages, denn obwohl das Büro schon geschlossen war und ich den Schlüssel nicht mehr am gleichen Tag zurückgeben konnte, bekam ich zwei wunderbare Abendessen. Die Steaks waren so gross, dass wir nicht mehr als anderthalb pro Mahlzeit brauchten, weshalb wir sie als Steak mit Senfmarinade und mit Sojasosse als Geschnetzeltes bekamen. Ein Highlight!

Fazit I: Ich fahre nie wieder in den Bahamas. Fazit II: Schweinssteak kaufen wir wieder bei Tante Emma.