Immer Freitags bringt die Ex-Frau des Küchenchefs im Pink Octopus die gemeinsame Tochter ins Restaurant, damit der Vater sie übers Wochenende betreut. Es dauerte nicht lange bis die neugierige, siebenjährige Skylar uns entdeckte – zumal wir manchmal die einzigen Leute waren, die die Strandanlage benutzten. Nicht, dass wir Kontakt mit der kleinen Plaudertasche aufgenommen hätten, Skylar verschafft sich Aufmerksamkeit. Nachdem sie uns beim ersten Treffen nur belagert hatte und uns haarklein von ihren Tablet-Spielen erzählte, entdeckte sie mich beim zweiten Mal beim Malen. Nur ein einziges Mal hatte ich meine Künstlerfarben und die Staffelei an den Strand geschleppt, aber das reichte natürlich, dass auch die aufdringliche Kleine malen wollte. Wir verabredeten also am kommenden Montag, 1. Juni zum Malen. Da dieser ein Feiertag in den Bahamas war, war das Restaurant geöffnet und sie durfte (musste) mit Daddy zur Arbeit.

Ich dachte an alles! Mit Zeitungspapier deckten wir den Tisch ein, Gläser für die Pinsel, ich hatte sogar ein altes T-Shirt mitgebracht, damit das Kind am Ende nicht voll Farbe war. Aber Skylar malte tiefend nass im Badeanzug. Ich hatte ihr eine meiner Künstlerleinwände überlassen, denn ich hatte nicht die Möglichkeit etwas Günstigeres zu besorgen – und, wie sollte ich einer siebenjährigen erklären, dass es teures Rot und günstiges Rot gibt? Ein bisschen weh tat es mir schon, dass nur ein Regenbogen und eine Blumenwiese die Leinwand zierte, als das Mädchen wieder in den Pool hüpfte. Aber ich hatte ja eigentlich damit gerechnet. Als sie eine Viertelstunde später die zweite Leinwand haben wollte, gab ich ihr Papier. Auch dieses Bild blieb grösstenteils weiss, ganz im Gegensatz zur überfüllten Palette, als Sky wieder in den Pool sprang. Als sie das nächste Mal zurückkehrte, hatte sie ein noch jüngeres, strohblondes Mädchen bei sich und sagte: «Sie bekommt kein Glacé, da dachte ich sie könnte mit uns malen.» An diesem Kind hatte ich aber meine helle Freude: Sie füllte das teure Aquarellpapier mit einer grossen, roten Sonne und malte dann so fleissig Sterne darum herum, dass ihr Vater am Pool aufmerksam wurde. Er bedankte sich bei mir und wir diskutierten ein wenig, bevor er mit seiner Tochter Deutsch zu sprechen begann. «Dann sprichst du normalerweise Deutsch?», fragte ich und plötzlich konnte auch die kleine Ava mit mir reden. Papa Frank erklärte den Rest: Gerade mit dem Katamaran aus den Exumas angekommen, wir bleiben eine Woche, wir sehen uns. Auch der Chef war äusserst froh über meine Malen-mit-Kindern-Aktion gewesen, denn er hatte die Küche zwischen 11:00 Uhr und 3:00 am Nachmittag nicht verlassen. Zum Dank wusch er meine Pinsel und übersah die hübschen lila Sprenkel, die seine Tochter auf den Sitzkissen hinterlassen hatte.


Da wir am Dienstag den Liegeplatz wechselten, wurden wir die Pier-Nachbaren des deutsch-französischen Katamarans mit den zwei unglaublich blonden Kindern. Bald hatten wir ein kleines, nacktes Mädchen und einen noch viel kleineren, nackten Jungen namens Karli an Bord, die im Cockpit sassen und mit MIR Piratenschiff spielten. Gas geben, bremsen, Anker hoch, Anker runter und Schweinchen von der exumanischen Schweineinsel retten, hielt mich sehr auf Trab, während Reto und Frank sich friedlich austauschten. Das Resultat: Ich bin das Palm Cay Maria Kinder Highlight! Von da an hatten wir fast jeden Tag besuch von Ava und Karli, die wir auf sechs und vier Jahre schätzten und beide lange blonde Locken haben, wie kleine Engel. Der nächste Zopfteig wurde nur zur Hälfte zum Zopf, eine innere Stimme befahl mir aus der anderen Teighälfte Schildkröten zu machen. Sie gefielen den Kindern so sehr, dass wir zwei Tage später selbstgemachte Croissants bekamen, sehr offensichtlich liebevoll von Kinderhänden gerollt. Als auf dem riesigen Katamaran die Waschmaschine ausstieg, verbrachten wir Zeit mit Ava im Pool. Hier wurde Reto zum König! Als er am Freitag, als auch Skylar und die fünf Kinder des Pizzaiolos Wally ihre Zeit im Pool verbrachten, mit in den Pool sprang, konnten sich die Kinder kaum noch halten vor Begeisterung: Reto tauchte mit den Kindern durch das Becken, spielte Sprungturm und lehrte Wallys Söhne das extraweite Spritzen (Reto kann jemanden gezielt nassspritzen der 6 Meter entfernt ist!). Frank schien fast ein bisschen enttäuscht zu sein, dass er nicht den gleichen Heldenstatus erreichte als er ins Becken sprang, aber Wallys Ältester Ocean freute sich über ein Ballspiel mit ihm. Ich rollte nur mit Wallys zweitkleinstem Kind, dem vielleicht zweijährigen Enzo den Ball hin und her. Frank liess Wallys Kindern sogar die Bälle zurück, als Ava und Karli genug hatten und wir versprachen diese später abzuliefern. Ich sammelte den kleine Schaumball und den regenbogenfarbenen Wasserball früh genug ein, aber ich hatte die Rechnung ohne Hafenstreuner Scooby gemacht. Sie erwischte den Wasserball, dem ging die Luft aus und sie spielte damit am Strand. Einer von zwei Bällen kam flach bei den Besitzern an. Aber als unser geliebter Streuner am Wochenende eine der Gummienten schnappte, die Ava und Karli mit in den Pool genommen hatten, konnte ich ihr diese wieder abjagen. Der liebe Hund sah so enttäuscht aus, als sie die Ente mit hängenden Ohren auf den Boden legte – Scooby hätte auch gerne damit gespielt. Tags darauf wurde Ava sechs Jahre alt und seither verbrauchen ein ausblasbarer Jetski und ein riesiger goldener Schwimmreifen den Platz im Pool.