Der Fischer von Port La Tour

Weil wir erst am späten Vormittag abgelegt hatten, erreichten wir das zwei Buchten südlich gelegene Port La Tour erst nach Sonnenuntergang. Zwei Fischerhäfen standen zur Auswahl, der nördliche war laut Karte nicht tief genug, der südliche hatte einen Wellenbrecher in der Einfahrt. Wir entschieden uns für den Südlichen, weshalb ich mit dem Suchscheinwerfer auf dem Bug stand und die Verbauung suchte. Diese war aber entfernt worden, weshalb wir ungehindert in einen grossen, gut beleuchteten Hafen einfuhren. Die Fischerboote schienen sich nahezu zu stapeln, der Hafen war voll. Aber am äussersten Pier war ein Liegeplatz frei, an dem wir anbanden. Während ich die Springleinen befestigte, machte Reto sich auf die Suche nach Jemandem, der uns einen Platz zuwies. Zurück kam er mit den Worten: „Ich habe jemanden auf ein Bier eingeladen!“ Zu Besuch kam ein Mann Mitte Zwanzig mit Baseball Cap und Gummistiefeln: Sid. Bei einer Dose Bier plauderten wir über unsere Pläne und Fischerei. So brachten wir in Erfahrung, dass Schwertfisch, Heilbutt und Thun mit der Harpune gefischt werden und dass er sein Boot mit integrierten Tanks für die Zwischenlagerung der gefangenen Hummer ausgerüstet hatte. Das grosse Boot besitzt er seit drei Jahren, aber er hatte schon mit achtzehn Jahren mit einem eigenen Boot gefischt. Privat war er Familienvater und trainierte Zugpferde für Zugwettkämpfe auf Prinz Edward Island. Er hatte uns einen Adapter für unser Verlängerungskabel mitgebracht und meinte: „Ich musste lange suchen bis ich jemanden fand, der einen hatte. Alle Jungs sagten nur: die Schweizer können an meinem Boot festmachen und direkt das Kabel am Boot einstecken. Aber nun könnt ihr gleich an meinem Liegeplatz bleiben, das ist bequemer.“ Wir waren wieder einmal beeindruckt von der Gastfreundschaft der Kanadier. Und dass wir an Sids Liegeplatz lagen, fanden wir lustig. Er hatte sein monströses Fischerboot zum Beladen mit Hummerkörben, an einen anderen Pier gefahren.

Wir mussten wieder einen Tag im Hafen verbringen, weil der Novemberwind auf See so stark blies. Wir machten einen Spaziergang zum nahen Fort, plauderten mit verschiedenen Fischern und begannen unsere Heizung zu montieren. Allerdings stellten wir die Montage nicht fertig, weil noch Kupferrohre und ein Loch im Dach zu besorgen waren. Sid kam mit seiner Freundin zum Plaudern vorbei, weshalb wir ihn gleich in die Planung des nächsten Tages einbezogen. Wir wollten Cape Sable umrunden, welches für seine Wasserturbulenzen berüchtigt und «gefürchtet» ist. Die lokale Bevölkerung nennt es das «horse race». Man muss es im richtigen Moment durchqueren, damit die Flut dem Schiff durch die Wasserwirbel hilft. Daher rechneten wir aus, wann wir aufbrechen mussten und entschieden um elf am Morgen abzulegen.

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