Die Eggnoc Party

Unsere Tage sind nicht immer ereignisreich. Wir arbeiteten uns einige Tage lang nach Westen, wobei wir beginnen zu vergessen wann wir wo waren. Wir standen früh auf, legten nach dem Frühstück ab und waren unterwegs bis halb drei am Nachmittag. Zum Mittag assen wir jeweils kalte Platte im Cockpit, egal welches Wetter wir hatten. Die Thermoskanne und Teetassen standen immer im Cockpit bereit oder rollten darin umher. Am Nachmittag legten wir an dem Pier einer Marina an und wenn die Zeit und die Kraft vorhanden war, unternahmen wir etwas bis um vier die Sonne unterging. Meistens fielen wir früh ins Bett. In den letzten Tagen erlebten wir jedes erdenkliche Wetter: Von Sonnenschein bei minus 2 Grad bis zu strömendem Regen bei 14 Grad Celsius.

In Westport kamen wir besonders früh an. Daher erlaubte die Zeit uns einen Spaziergang zu machen. Über die verschneiten Dünen durch ein Tannenwäldchen stapften wir an den Strand. Schnee lag am Strand und nur unweit davon Muscheln, so gross wie eine offene Hand. Die Dämmerung reichte gerade um einen kleinen Rudolph-das-rotnasige-Rentier-Schneemann zu bauen (Ich wählte einen knallroten Crab Apple als Nase, damit war das Motiv gegeben), dann mussten wir schon zurück, da wir sonst im Dunkeln zur Marina hätten finden müssen. Wir bekamen bei F. L. Tripps Marina auch eine Hand voll bronzene Schrauben, wie wir sie für die Bullaugen brauchen. In Snug Harbor werden Austern gezüchtet, weshalb ich dort bei Matunuck meine erste Auster probierte – ganz lecker.

die verschneite Landzunge von Westport mit dem „Knubble“ im Hintergrund

Besonders geblieben ist uns aber der Jacht Club am Avery Point nahe New London. Wir legten an einem einsamen Pier an, an dem ausser unserem nur ein einziges Boot lag. Dafür schienen hunderte Jachten auf dem Parkplatz und umliegenden Wiesen zu stehen, alle in Schrumpffolie für den Winter verpackt. Das Büro des Hafenmeisters war verwaist, weshalb wir unser Glück im Clubgebäude versuchten. Wir wunderten uns über die Weihnachtsdekoration, als wir durchs Fenster schauten, dann öffnete uns Jemand die Tür und wir purzelten in die Vorbereitungen eines Fests. Karen, eine ältere Dame und Vereinsmitglied, erklärte uns wir hätten genau den Tag der Eggnoc Party ausgewählt, um bei ihnen herein zu schneien. Der Club traf sich um diverses Fingerfood und Eggnoc, ein Getränk aus Eiern, Milch, Rum, Zucker und Gewürzen, das geschmacklich an Eierlikör erinnert, zu geniessen. Wir zahlten also den üblichen Betrag und nahmen wie Mitglieder am Vereinsevent teil. Da wir die ersten von zirka hundert Gästen waren, erklärte Sandy mir den Eggnoc und ich durfte beim Abschmecken mit Muskat behilflich sein. Kaum trafen die Club Member ein wurden wir systematisch denen vorgestellt, die schon einmal in die Karibik gesegelt waren. Von Dolph, der schweizer Vorfahren hat, bekamen wir Tips für die Durchquerung von New York. Von allen Seiten überschwemmten uns Ratschläge für die Karibik: Passt auf, da gibt es noch Piraten; wenn möglich, nehmt euch einen Bootsjungen; segelt da und da im Konvoi… ect. Der Event dauerte nur zwei Stunden, aber als die Gäste aufbrachen, waren wir kaputt. Wir tauschten Adressen mit allen noch anwesenden und wurden noch einmal zu unserer Reise ausgefragt – wir würden im nächsten Club Newsletter erscheinen. Reto und ich bedankten uns noch einmal herzlich bevor wir uns auf unser Boot schleppten: Voll mit Informationen und Eggnoc.