Schlussendlich kam alles ein bisschen anders als geplant, aber daran haben wir uns längst gewöhnt. Aus purer Faulheit und Lebenslust blieben wir mehr als eine Woche in Bimini, denn es gab immer wieder einen guten Grund noch zu bleiben.
Ursprünglich hätten Gwendolyn und ich nach Fort Lauderdale fliegen sollen, weil Gwendolyn kein Visum bekommen hatte. Da aber der Tropicoole Frank letztes Jahr mit seinem ESTA per Boot eingereist war, versuchten wir alles um diese Möglichkeit zu prüfen. Mir war es natürlich nicht wohl bei dem Gedanken den Vater meines Kindes alleine über den Golfstrom schippern zu lassen. Daher rief ich jeden Tag beim Zoll in Florida an, in der Hoffnung, dass endlich jemand den Hörer abnahm. Derweil verglich ich die Preise der Fluggesellschaften mit denen der Fähre und erkundigte mich, wo ich einen Covid-19 Test machen konnte. Alles war bereit, um gebucht zu werden, als ich es schliesslich am Tag bevor das Wetter für Reto stimmen würde, endlich Jemand den Hörer abnahm. Der Zollbeamte nahm all unsere Personalien auf und erlaubte uns vor Ort ein Zollbüro zu besuchen. Beruhigt beschlossen wir ein weiteres Windfenster abzuwarten.

Schon von weitem beobachteten wir die weiss-rote Ketch in den Hafen einfahren. Sobald wir das Schweizer Fähnchen erkannt hatten, schaltete ich das Funkgerät ein und lauschte an welchen Pier «Jolly Jumper» gehen würde. Wir standen schon bereit um die Leinen zu fangen, als die Schweizer anlegten. Alina und Christoph mit ihren Küken Daliah (6 Jahren), Alexa (4 Jahren, wenn ich mich richtig erinnere) und Ruben (gerade mal 1 Jahr alt) und zwei Italienern als Crew. Alina, Kapitän und Mutter, hatte zunächst mit Marina, Zoll und anderem zutun, weshalb Christoph uns berichtet, woher sie gerade kamen. «Jolly Jumper» hatte in Kuba festgesessen und die Familie fuhr ihre Ketch nun nach Nassau, von wo aus sie von angeheuerten Matrosen nach Spanien gesegelt werden sollte. Nur waren die beiden Kapitäne nicht zufrieden mit den Herren Deckhänden, welche wie wir später erfuhren in Nassau den Hut nehmen mussten. Derweil hatten die Mädchen den Pool mit Badetieren gefüllt. Wir verbrachten die nächsten Tage viel Zeit mit der Familie aus Winterthur. Wir begleiteten Christoph und die Kinder an den Strand, wo Gwendolyn das Meer weit mehr genoss als Ruben. Wir diskutierten mit Alina Ankerplätze. Lasen Globi-Bücher. Trösteten Kinder nach dem Hinfallen. Und fragten uns, ob wir allen Ernstes auch drei Kinder wollten, weil es anstrengend zu sein schien. Dennoch genossen wir die Tage und freuen uns schon darauf den kleinen, grünen Strandeimer nach Winterthur zurückzubringen.
