Winterwunderland

Sandwich erreichten wir unter Motor, kurz bevor sich der windstille Tag in den nächsten Sturm verwandelte. Wir legten noch bei Tageslicht in der Marina an, doch als wir später das Einkaufszentrum verliessen, war es stockfinster und regnete in Strömen. Wir wurden triefend nass, bis wir uns endlich in unserem Boot verkriechen konnten. An dem Tag darauf schliefen wir lange, doch obwohl draussen der Sturm wütete, gingen wir am Nachmittag spazieren. Jeder Regentropfen brannte uns auf den Wangen als der Wind uns auf dem Weg zum Strand entgegenpeitschte. Doch der Anblick des wütenden Meeres war wunderbar. Ich lief in der Strandmitte und dennoch mitten in der Brandung. Die Möwen schienen in der Luft still zu stehen, wenn sie gegen den Wind flogen. Vollkommen durchnässt kehrten wir in einem Restaurant ein. Im Fernseher über der Bar verfolgten wir erstaunt die Gingerbreadhouse Competition, in welcher drei Teams je ein Lebkuchenhaus nach einem bestimmten Thema produzieren mussten. Die Resultate waren faszinierend: Einige mit LED-Beleuchtung, andere mechanisch beweglich und alle riesig und überdekoriert. Nach dem Abendessen verkrochen wir uns wieder in unser Boot, um zu trocknen.

Cape Cod Canal mit Puderzucker bestäubt

Am Dienstag, 3.12.19 war Cape Cod mit Schnee bestäubt, als wir zum Aufbruch klar machten. Eiszapfen hingen von den Schoten und Schnee lag an Deck. Weil im Kanal durch die Gezeiten starke Strömung entstehen, durchquerten wir ihn am Nachmittag mit dem Strom. Kurz vor der Ebbe lösten wir die gefrorenen Leinen und klappten die Fender ein, anstatt zu versuchen sie zu entfernen. So fuhren wir in den Kanal hinaus. Der Wind wehte bitter kalt, aber die schöne, weisse Welt, die sich rechts und links vom Kanal erstreckte, war wunderbar anzusehen. Fischerboote kamen uns entgegen und ab und zu bekamen wir einen Seehund zu Gesicht. Nach nur anderthalb Stunden kam die Eisenbahnbrücke und dahinter Maritime Academy in Sicht, welche am Südwestende des Kanals zu finden ist. Von dort war unser Zielhafen nicht mehr fern und durchgefroren durchquerten wir den Bojenkanal zu einer kleinen Ortschaft. Es dauerte eine Weile bis sich am Funk jemand von der Marina meldete, aber schliesslich überliess man uns das Fuel Dock. Auf dem Pier lagen fast zehn Zentimeter Schnee. Und wie glücklich uns die Nachricht machte, dass die Duschen noch in betrieb waren, ist kaum vorstellbar! Wir benutzten beide die Duschkabinen der Damenräume und leerten den Warmwassertank. Zu unserer überraschung fluteten wir damit den ganzen Raum, denn das Wasser stieg aus dem zentralen Abfluss herauf. «Nicht schon wieder!», stöhnte der Mann im Marinabüro, als wir ihm am nächsten Morgen davon erzählten. Sie hätten dieses Problem schon zwei Mal von der zuständigen Firma beseitigen lassen, erneut erfolglos. Während er sich mit dem Problem beschäftigte, brachen wir auf und motorten gegen den Wind nach Südwesten.

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